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Der Schlüsselszene Jahresrückblick

von TimK
am 03.01.2019

Mit dem 0:4 in Unterhaching ging für den KFC ein turbulentes Jahr 2018 zu Ende, an dessen Abschluss der KFC auf dem 3. Platz der 3. Liga spielt. Zu Beginn des Jahres sah es noch ganz anders aus. Ein Rückblick:

Anfang Februar folgte gleich schon die Ernüchterung. Nach einem Wintertrainingslager unter besten Bedingungen schaffte es die Mannschaft des damaligen Trainers Michael Wiesinger nicht, Rot Weiß Oberhausen im Heimspiel des Niederrheinpokal auch nur annähernd in Bedrängnis zu bringen. Auch die in der Hinrunde noch so stabile Abwehr machte nicht immer den besten Eindruck, so dass am Ende mit einem 0:2 das Ausscheiden aus dem Niederrheinpokal zu Buche stand. Das passte so gar nicht zur Ambition und zum Ziel, in der Saison 2018 / 2019 wieder im DFB Pokal mit dabei zu sein. Ernüchterung wo man hinsah.

Auch das erste Ligaspiel nach der Pause konnte nicht ernüchternder sein. Nach dreimaliger Führung bei der SG Wattenscheid 09 kam der KFC nicht über ein 3:3 Unentschieden hinaus und musste das kommende Heimspiel vor gerade einmal 1.229 gegen den SC Verl bestreiten. Mit einem 1:1 konnte der KFC auch im dritten Spiel nach der Winterpause keinen Sieg erringen und musste auch im vermeintlichen Spitzenspiel gegen Rot Weiss Essen eine bittere Pille schlucken. Nachdem der Essener Kevin Grund mit einem direkten Freistoß RWE nach 75 Minuten zum 2:0 und damit auf die Siegerstraße schoss, schienen alle Hoffnungen auf die Rückkehr in den Profifußball mit einem Mal zu verpuffen. Doch die Mannschaft gab nicht auf und gerade in den letzten Minuten verwarf sie offensichtlich in Eigenregie das gesamte taktische Konzept des Trainers und spielte leidenschaftlich und schnell nach vorne. Es folge das 2:1 durch Maxi Beister in der 90. Minute. Kurze Zeit später war es Johannes Dörfler, der in der Nachspielzeit zum 2:2 nachlegen konnte. Dieses Spiel und dieses Ergebnis glich jedoch einer Zäsur.

Mikhail Ponomarev handelte. Schnell, konsequent und gegen Widerstände, auch in der Fanszene. Einen Tag nach dem 2:2 in Essen wurde Michael Wiesinger beurlaubt und Stefan Krämer, den der KFC bereits in der Sommerpause verpflichten wollte, übernahm den Trainerjob beim KFC. Es folgte eine Wahnsinnsserie, die im Profifußball wohl ihresgleichen sucht. Krämer hauchte der Mannschaft neues Leben ein und befreite sie vom taktischen Korsett. Die Mannschaft zahlte es mit Zwölf Siegen aus Elf Spielen zurück. Nur beim Heimspiel gegen Viktoria Köln stand am Ende ein Unentschieden auf dem Spielberichtsbogen. Doch die Viktoria wurde immer weiter unter Druck gesetzt und im Rahmen Ihrer Nachholspiele vergaben die Kölner hier und da einen Sieg zu viel. Am 30. Spieltag war es dann soweit. Der Rückstand auf die Kölner Viktoria wurde mit dem 2:0 Sieg beim TuS Erndtebrück in einen Vorsprung umgewandelt. Diesen ließen sich die Uerdinger nicht mehr nehmen und spielten die Serie in den nächsten vier Spielen mit einem sensationellen Torverhältnis von 16:2 zu Ende! Zum Abschluss stand der KFC mit 76 Punkten verdient auf Platz 1 und verwies u. a. Viktoria Köln mit vier Punkten Vorpsrung auf Platz zwei.

Es folgte die größte Euphorie im Vereinsumfeld seit mehreren Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Es stand mittlerweile fest, dass der KFC in den Aufstiegsspielen auf den SV Waldhof Mannheim traf. Ebenso stand fest, dass die Spiele in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena ausgetragen werden mussten, da der Grotenburg die Eignung für solche Spiel abgesprochen wurde. Mehrere Hundert Meter lange Schlangen belagerten vor den Öffnungszeiten schon die Vorverkaufsstellen und wollten bei diesen Spielen dabei sein. Dabei sein wollte auch der Team-Captain Mario Erb, der trotz eines komplizierten Kieferbruchs aus dem Spiel gegen den Wuppertaler SV alles dransetzte, in der Begegnung dabei zu sein. Es sollte ein überragendes Spiel von Erb und ein sensationelles Erlebnis werden. Fast 20.000 Zuschauer wurden Zeuge, als der vier Minuten zuvor eingewechselte Johannes Dörfler zu einem legendären Sololauf ansetzte. Noch in der eigenen Hälfte startete Dörlfer und spielte vier Mannheimer Verteidiger aus. Der in der Mitte wartende Maximilian Beister musste nur noch seinen Fuß hinhalten, um die Duisburger Arena zum Kochen zu bringen. 1:0, auch zeitgleich der Endstand des Relegationshinspiels und eine gute Ausgangslage für das Rückspiel.

Das Rückspiel löste eine ebenfalls große Euphorie aus. Über 3.500 Uerdingen Fans machten sich auf dem Weg nach Mannheim, um am Ende den Aufstieg in die dritte Liga feiren zu können. Krempickis 1:0 in Mannheim folgte der Ausgleich, doch Tanju Öztürk brauchte nur wenige Minuten, um die alte Differenz mit einem schönen Schlenzer ins lange Eck wiederherzustellen. Je länger das Spiel dauerte, desto größer wurde die Gewissheit. Die Gegner der neuen Saison hießen nicht mehr Erndtebrück, Wiedenbrück, Köln II, Dortmund II oder auch Viktoria Köln, Rot-Weiß Essen und Wuppertal. Die Gegner heißen bald wieder: Kaiserslautern, Karlsruhe, Braunschweig, Münster, Osnabrück, 1860 München. Der finale Aufstiegspfiff war dann – wie soll es anders für Uerdingen (nach dem Aufstieg „auf dem Sofa“ in der Vorsaison) sein – nach 82 Spielminuten durch einen Spielabbruch, mutwillig durch Mannheimer Chaoten herbeigeführt. Dem Jubel tat es keinen Abbruch, wäre da nicht drei Tage später die dubiose Mitteillung des DFB, der KFC „habe evtl. Eine zu hinterlegende Garantie zu spät überwiesen“.. Doch auch das klärte sich in letzter Sekunde vor einem Zulassungsausschuss in Frankfurt auf. Der KFC war wieder da. Wir sind wieder im Profifußball angekommen.

In der Sommerpause kamen dann „große Namen“. Stefan Aigner, Kevin Großkreutz, Ali Ibrahimaj, Manuel Konrad und zuletzt Dominic Maroh, der in den letzten Jahren immerhin noch Bundesliga gespielt hat. Die Stadionmiete für Duisburg war auch unter Dach und Fach und auch der neue Trikotsponsor, die Stadtwerke Krefeld, wurden vorgestellt. Dennoch kam die Ernüchterung nach dem ersten Heimspiel recht schnell. Blau rot gegen rot blau. Uerdingen gegen Unterhaching. Und es wurde deutlich, welche Defizite die Mannschaft noch hat und dass die dritte Liga mit der Regionalliga nur noch bedingt zu vergleichen ist. Doch Stefan Krämer und sein Team haben sich in die Liga reingekämpft. Viele Spiele glücklich gewonnen, manche unglücklich verloren. Auch eine schwere Phase folgte, in welcher der KFC gleich mehrere Spiele in Folge verlor. Teilweise mit Auftritten, die an längst vergangene Zeiten erinnerten. Doch Stefan Krämer hat es mit seiner Mannschaft raus geschafft aus diesem Strudel. Hat sich selbst hinterfragt und das Spielsystem umgestellt. Seitdem ist die Mannschaft wieder in der Spur. Dass der KFC der beste Aufsteiger der Dritten Liga in ihrer Geschichte ist, zeigt auch, mit welcher Konstanz die Mannschaft und das Umfeld arbeitet. Noch nie hatte ein Aufsteiger nach der Hinrunde mehr Punkte als der KFC Uerdingen. Den bisherigen Rekord hält RB Leipzig, die am Ende der Hinrunde 13/14 mit 36 Punkten einen Punkt weniger hatten als der KFC jetzt. Allerdings belegte Leipzig damit den 2. Platz.

Als KFC Fan ist man aus den letzten Jahren einiges gewohnt. Es gab viele Tiefs als Hochs. Die Pausen (Winter- und Sommerpause) waren häufig nervöse Zeiten. Es macht den Eindruck, als seien diese Zeiten lange her, doch in Wirklichkeit sind die Zeiten für viele noch greifbar, in der Erinnerung einiger noch sehr präsent. Umso dankbarer können wir sein, dass es einen starken Mann wie Mikhail Ponomarev gibt, der an den KFC Uerdingen glaubt, der mit seinem Team jeden Tag alles dafür tut, den Verein in das Unter- und ggf. Oberhaus zurückzuführen. Der die Widrigkeiten in Krefeld in Kauf nimmt und trotzdem investiert. Und der bisher kaum falsche Entscheidungen getroffen hat. Die Winterpause wird allen gut tun. Trainerteam, Spielern, Verantwortlichen. Aber auch den Fans. Jenen Fans, denen in den vergangenen Jahrzehnten so viel zugemutet wurde und die immer noch da sind. Die es sich verdient haben, wieder größere Kulissen zu haben, wieder gegen namhafte Gegner zu spielen. Und an alle sei gerichtet: wer glaubt, die Zuschauerzahlen des KFC seine lächerlich, der kennt die Vergangenheit nicht. Der weiß nicht zu würdigen, was dem KFC aufgebürdet wurde. Was seine Fans durchmachen mussten. Weil das Blau für die Treue und das Rot für Liebe steht...

Das Jahr ging in großem Tempo zu Ende. Die Winterpause dürfte spannend werden. Stefan Krämer kündigte unlängst an, wenn wir auf einem Platz, der den Aufstieg ermöglicht, überwintern, „wollen wir auch aufsteigen“. Mikhail Ponomarev sprach immer davon, zu sehen, wo wir in der Winterpause stehen und dann ggf. noch weiter anzugreifen. Bedarf gibt es hier und da, den Kader noch ein wenig zu optimieren. Die Hinrunde sowie ein möglicher Aufstieg in die zweite Liga dürfen in der Planung sicherlich eine Rolle spielen.

Wir vom Schlüsselszene Magazin freuen uns auf die kommende Zeit und die Rückrunde. Wir hoffen, ihr hattet alle ein schönes Weihnachtsfest und seid gut in das neue Jahr 2019 gestartet. Bleibt gesund und dem KFC und natürlich uns treu :-)

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