Heiko Vogel neuer Trainer
Vermutlich war dieser Name nicht auf dem Zettel vieler Experten. Der KFC um Präsident Mikhail Ponomarev hat mit der Verpflichtung Heiko Vogels als neuem Cheftrainer für eine Überraschung und einen Paukenschlag zugleich gesorgt. Am Sonntag nach dem 4:2 Auswärtssieg in Aalen wurde Vogel offiziell als neuer Coach bekanntgegeben. Der gebürtige Bad Dürkheimer übernimmt die Mannschaft bereits in der laufenden Woche und kann sich in den nächsten drei Meisterschaftsspielen sowie dem Pokalfinale ein Bild von Mannschaft und Spieler machen, welches sicherlich in die Planung für die kommende Saison mit einfließt.
Jedem, der in den letzten Wochen Untergangsszenarien verfolgt hat, zeigt Ponomarev hiermit, dass er im Hintergrund seriös und vorausschauend weiterplant und sein Ziel verfolgt. Das Ziel lautet weiterhin: Aufstieg in die zweite Bundesliga.
Doch wer ist eigentlich Heiko Vogel und wie sieht seine Vita aus?
Vogel ist mit 43 Jahren noch ein eher jüngerer Trainer, der Inhaber der UEFA Pro Lizenz ist. Seit 1998 hat Vogel beim FC Bayern in der Jugend gearbeitet, wo er unter anderem Co-Trainer für Thorsten Fink und Jürgen Press, aber auch Horst Köppen und sogar Michael Wiesinger war. 2007 ging es dann zum FC Ingolstadt, wo er wieder unter Thorsten Fink als Co-Trainer arbeitete und zeitgleich von Juli bis November noch als Trainer die U17 des FC Bayern verantwortete. Von Ingolstadt wechselte er 2009 - zunächst als Co-Trainer - zum FC Basel, hatte dann ab Oktober die volle Verantwortung als Interimscoach. In den nächsten 13 Spielen arbeitete er mit einem Punkteschnitt von 2,46 so erfolgreich, dass er als Trainer fest angestellt wurde. In der Champions League sorgte Vogel mit seiner Mannschaft für Furore und besiegte u. a. Manchester United in der Gruppenphase mit 2:1. Im Achtelfinale stand sogar ein 1:0 im Heimspiel gegen den FC Bayern, ehe die Bayern ihre Muskeln spielen ließen und im Rückspiel 7:0 gewannen. Am Ende der Saison war Heiko Vogel dann der Meistertrainer. Mit 20 Punkten Vorsprung holten die Baseler die Schweizer Meisterschaft und bewiesen mit einem Torverhältnis von 78:33 sowohl eine sehr starke Offensive als auch eine stabile Defensive.
Auch in die neue Saison startete Vogel gut, wenngleich seine Mannschaft die Qualifikation zur Champions League verpasste und fortan in der Europa League spielte. Doch nach zwölf Spielen war Schluss für Vogel. Mit 21 Punkten war der Anspruch der Baseler nicht Genüge getan und Vogel musste für Murat Yakin Platz machen. Dass der FC Basel - unter anderem Mit Mo Salah - in dieser Saison erneut Schweizer Meister wurde zeigt jedoch, dass die Grundlagen von Vogel gut und richtig gelegt wurden und er eine fitte und intakte Mannschaft übergeben hat.
Nach einem Jahr Pause ging Vogel zurück zu seinen Wurzeln und wurde Coach der U19 des FC Bayern, um nach zwei Jahren die zweite Mannschaft des Rekordmeisters zu übernehmen. Ab 2015 war Heiko Vogel dann Nachwuchskoordinator bei den Bayern, ehe er zum 1.1.2018 bei Sturm Graz als Trainer anheuerte. Die Eingewöhnung auf die neue Mannschaft dauerte eine Weile, doch im Anschluss zeigte Vogel seine Trainerqualitäten und führte die Mannschaft nicht nur zur Vizemeisterschaft sondern holte mit ihr auch den Österreichischen Pokale. Im Finale stand ein 1:0 Erfolg gegen RB Salzburg. Graz verpasste mit Vogel jedoch den Einzug sowohl in die Champions League als auch in die Europa League und nach einer anhaltenden Ergebniskrise trotz guter Leistungen wurde er nach dem 13. Spieltag in Graz entlassen. Nach einem halben Jahr Pause ist Vogel nun wieder da und übernimmt den KFC Uerdingen.
Vogel sieht sich selbst als ein Trainer, der eine Philosophie vermitteln will und betont, dass so etwas Zeit brauche. Er nehme aber nur Aufgaben an, von denen er auch zu 100% überzeugt ist. Spannend wird daher zu beobachten, welchen Einfluss Vogel in seinem neuen Verein geltend machen kann und wie die Kadergestaltung für die nächste Saison aussieht. Ein gutes Netzwerk hat Vogel zweifelsfrei. Er gilt als kumpeltyp, hochintelligent und experimentierfreudig, bastelt gerne und versucht, durch unorthodoxe Trainingsmethoden (z. B. auf Mülltonnen schießen, um die Schussgenauigkeit zu verbessern) neue Reize bei den Spielern zu setzen. Aufgrund seiner Erfahrung und seiner Vita ist er gleichzeitig Autoritätsperson für die Spieler. Nicht umsonst war seinerzeit auch Karl Heinz Rummenige sehr von Vogel überzeugt und hatte ihn lange auf dem Radar.
Nun also beim KFC Uerdingen. Gestaltungsspielraum dürfte vorhanden sein, eine klare Zielsetzung jedoch auch. Der Weg soll in die zweite Bundesliga führen. Vogel soll ihn leiten und dabei die Mannschaft und die Identität weiterentwickeln.
Herzlich willkommen in Krefeld, Heiko Vogel. Viel Erfolg!