Erste Bustour All Inclusive - Hennef lässt Rollstuhlfahrer im Regen stehen
Eine Auswärtsfahrt organisiert von Menschen mit und ohne Behinderung, die den Weg gemeinsam nach Hennef angetreten sind, zeigt, wie unterschiedlich der Inklusionsgedanke gelebt werden kann. Negative Akzente setzt leider vor allem der gastgebende Verein, dennoch war es am Ende eine gelungene Tour.
Bei mäßigem Wetter versammelten sich immer mehr Anhänger des KFC Uerdingen 05 am Parkplatz am Zoo. Die Organisatoren bereiteten noch schnell den Bus vor. Als besondere Überraschung gab es diesmal nicht nur Getränke an Bord, sondern auch eine Kleinigkeit zu Essen, der Fanclub wollte seinem Namen gerecht werden … alles inklusive!Mit guter Laune und dem Ziel, drei Punkte mit nach Hause zu bringen, ging es mit rund 40 Leuten im Bus los. Die Stimmung konnte auch nicht von den Regenwolken, die uns den Weg über begleiteten, getrübt werden. Mit dem ein oder anderen Hopfenmalzgetränk kamen wir eigentlich ausreichend pünktlich um 13:15 in Hennef an. Die verantwortlichen Organisatoren der Gastgeber wollten uns aber noch eines besseren belehren.Empfangen wurden wir durch die szenekundigen Beamten aus Krefeld, die mit dem Veranstalter abgesprochen hatten, dass unser Fanclub mit den Mitgereisten noch auf die Tribüne durfte, damit es nicht ganz so nass von oben werden sollte. Ähnliche Informationen haben wir vorher auch schon vom Marketingbeauftragten des FC Hennef erhalten. Menschen mit Behinderung möchte man ja keine zusätzlichen Steine in den Weg legen. Falsch gedacht!Am Bus trennten sich dann unsere Mitfahrer, die eine Hälfte machte sich direkt auf den Weg einen trockenen Platz zu ergattern, die es auch auf die Tribüne schafften. Die andere Hälfte machte sich nach Aussage des anwesenden Personals in die andere Richtung auf. Insgesamt zwei Rollstuhlfahrer und sechs weitere Menschen mit Behinderung mit ihren Begleitpersonen vertrauten auf die Aussagen.An der ersten Absperrung angekommen, wurden wir sofort zurückgewiesen. Nach einem klärenden Gespräch durften wir aber doch weiter. Zweite Hürde, das Sicherheitspersonal vor dem Kassenhäuschen, konnte durch Absprache mit uns und einer Aussage ihres Chefs, auch überwunden werden.Dann der nette alte Herr am Kassenhäuschen, überfordert mit der Anfrage nach acht ermäßigten Karten für die Menschen mit Behinderung sowie Karten für die Begleitpersonen, wurde er durch einen Verantwortlichen des Vereins umgehend unterstützt.Die Tribüne sei restlos ausverkauft und man dürfe keine Ausnahme machen. Ein Gespräch war mit dieser Person nicht möglich, er wehrte sich penetrant gegen jegliche Versprechungen, die uns im Vorhinein gemacht wurden.Dazu sei gesagt, dass dieser Herr dem Marketingbeauftragten, mit dem persönliche Gespräche stattgefunden hatten, um solch ein Chaos vor Ort zu vermeiden, zum Verwechseln ähnlich sah - ein Zufall? Oder nur die Angst, dass unsere Gruppe ein Sicherheitsrisiko für die Heimfans darstellen könnte? Man hört ja immer öfter von randalierenden Menschen mit Behinderung, die es nicht schaffen, sich adäquat in fremder Gesellschaft zu benehmen.So mussten wir bei strömendem Regen nochmal einen erheiternden Spaziergang um das komplette Stadion in Kauf nehmen.Die nächste Hürde das zweite Kassenhäuschen. Wie Ermäßigung? Begleitpersonen? Was soll ich machen? Der Herr war auch restlos überfordert, ließ sich aber durch Argumentation und Überzeugungskraft davon überzeugen, dass wir insgesamt nur sieben ermäßigte Karten für insgesamt 14 Personen benötigen und gewährte uns den Zutritt. Danke! Aus unserer Sicht kann nur gesagt werden, wer uns so viele zusätzliche Barrieren aufbaut, muss damit rechnen, auch an der Nase herum geführt zu werden.So haben wir es geschafft um 14:03 im Stadion zu sein, mit Plätzen, die für Menschen mit Behinderung nicht geeignet waren, da der Käfig im Block schon für jeden Menschen eine Zumutung war, da man nur durch schnelles hin und her Bewegen durch die Gitterstäbe eine Chance hatte auf den Spielverlauf zu achten. Die gegenüberliegende Tribüne konnten wir aber bestens beobachten, viele freie Plätze! Naja, man wollte uns bestimmt nur vor einer Massenpanik oder sonstigen Gefahren schützen.Das Spiel selber ließ aus unserer Sicht zu wünschen übrig und der verdiente Hennefer Sieg war eine logische Folge.Die Rückfahrt entschädigte aber für alles vor Ort erlebte. Gute Gespräche zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen, Unterstützung beim Ein- und Aussteigen in den Bus, offene Fragen, wie"Darfst Du Alkohol trinken, du sitzt doch im Rollstuhl?", "Verstehst Du was ich sage und kannst selber Sachen entscheiden?", haben aus unserer Sicht gezeigt, dass es eine tolle Aktion war, um Menschen mit und ohne Behinderung näher zusammen zu bringen, Ängste im gegenseitigen Umgang abzubauen und eine "normale" Möglichkeit zum Zusammentreffen und Austausch zu schaffen.Ein großer Dank geht dabei an alle Mitgereisten, die sich auf diese Auswärtsfahrt mit eingelassen haben, die ihre Unterstützung angeboten haben und mit uns zusammen diesen Tag verbracht haben.Es zeigt einmal mehr, beim Sport, als Fan, sind wir alle gleich.In diesem Sinne
Blau-Rote Grüße
Euer KFC ALL-INCLUSIVEAnsprechpartner: Lydia Zens
zens@dulst.de