Saisonauftakt verschenkt? - KFC verstößt gegen Regularien
Ja, was war am Samstag denn nur los? Reviersport waren die ersten, die bereits eine Viertelstunde vor Spielbeginn tickerten, dass der KFC Uerdingen sein erste Regionalligaspiel verloren bereits hatte, weil ein U23-Spieler zu wenig im 18-köpfigen Kader war. Zuerst war da noch der Gedanke, der nicht allzu pessimistisch gestimmten Fans: "Jaja, Reviersport, tickert ihr mal weiter". Mit der Zeit wuchs aber die Ungewissheit darüber, ob an der Sache nicht vielleicht doch was dran war ...
Irgendwann gab es dann ein leises Aufatmen: Unser Flügelflitzer Meik Kuta feierte vor rund drei Wochen zwar seinen 23. Geburtstag, der Stichtag war da aber schon vorüber - Uerdingen hatte also drei U23-Spieler im Kader stehen und nicht nur Norman Jakubowski und Dominik Oehlers.Doch erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt: Reviersport ließ weiter vermelden, dass jedes Regionalligateam vier Spieler, und nicht nur drei im Kader haben muss, die nach dem Stichtag 23 wurden. Eifrige Leser waren da schon auf der Suche nach den entsprechenden Paragraphen, um das bestätigen zu können, wurden aber in der Spielordnung des WFLV nicht fündig. Dort heißt es in §11 SpO/WFLV Abs. 9:[i]"Werden Amateure und Vertragsspieler in einem Pflichtspiel der 3. Liga, Regionalliga oder NRW-Liga (ab 01.07.2012: der 3. Liga oder der Regionalliga West) eingesetzt, dann gilt für ihren Einsatz in einer unteren Mannschaft ihres Vereins § 11a SpO/DFB. Danach gilt für Spieler, die am 01.07. des Jahres das 23. Lebensjahr bereits vollendet haben (Ü 23), die Schutzfrist von zwei Tagen gemäß Absatz 5; Spieler, die am 01.07. des Jahres das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben (U 23), brauchen keine Schutzfrist einzuhalten. Bei den vorgenannten Regelungen ist die Höchstzahl von Spielern gemäß Absatz 6 zu beachten."[/i]Und in diesem Abs. 6:[i]"Jeder Verein darf in einem Pflichtspiel bis zu vier Spieler einer höheren Mannschaft, für die die Schutzfrist abgelaufen ist, in einer unteren Mannschaft einsetzen. Unter diesen Spielern dürfen höchstens zwei Spieler sein, die am 1.7. des Jahres das 23. Lebensjahr bereits vollendet haben (Ü 23)."[/i]Da hieß es erstmal wieder aufatmen, denn die hier genannten Regelungen sind nur für zweite Mannschaften der Regionalliga interessant, die für die Einsätze der Spieler aus einer ersten Mannschaft Schutzfristen einhalten müssen, um Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden. Leider reicht es nicht aus in die Spielordnung des WFLV zu schauen, denn der DFB hat für die Regionalligen ebenfalls eine parat. Dort heißt es in §12 SpO/DFB:[i]"Auf dem Spielberichtsbogen eines jeden Meisterschafts- und DFB-Pokalspiels einer Regionalliga-Mannschaft eines Amateurvereins müssen unter den dort genannten 18 Spielern mindestens vier Spieler, die für eine Auswahlmannschaft des DFB spielberechtigt sind und die am 1.7. das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, aufgeführt werden."[/i]Jetzt ist auch klar woher dieser Stichtag kommt, den in unserem Team derzeit ein Spieler zu wenig erfüllt. Ab dieser Stelle ist leider klar: Der KFC Uerdingen hat einen Fehler begangen und eindeutig gegen die Spielordnung der Regionalliga verstoßen. Ob diese Regelungen nun tatsächlich Sinn ergeben oder der geistigen Verwirrung der Verbandsmitglieder entsprangen sei mal dahingestellt.Aber die SG Wattenscheid 09 hat bis heute keinen Protest beim Verband eingelegt, weil sie daraus keinen eigenen Vorteil ziehen können. Hat der KFC nun nochmal Schwein gehabt? Leider nein, der Schiedsrichter des Spiels ist nun auf jeden Fall verpflichtet diesen Regelverstoß zu melden und selbst wenn die Fanszene genug Geld zusammenbekäme, um den guten Herrn Offiziellen Waschitzki zu schmieren, so fällt der Verstoß spätestens bei der Durchsicht des Spielbogens durch den Verband auf. Aber ich denke mitlerweile werden die Herren das auch so schon mitbekommen haben. Was hat der KFC nun zu befürchten? Dies ist auch im § 12 SpO/DFB geregelt:[i]"[b]Strafen - Rechtsfolgen bei Verstößen gegen § 12 der DFB-Spielordnung:[/b][/i]
[i]1. Verstöße gegen § 12 Nr. 2. sowie § 12 a) Nrn. 4.1 und 5. der DFB-Spielordnung oder gegen II. Nr. 2. der Rahmenbedingungen für die Oberligen sind von den zuständigen Rechtsorganen des DFB und der Mitgliedsverbände des DFB als unsportliches Verhalten zu verfolgen und angemessen zu ahnden. Den Mitgliedsverbänden ist es unbenommen, nur eine Rechtsinstanz zur Behandlung der Verstöße zu bestimmen.[/i]
[i][/i]
[i]2. Als spieltechnische Rechtsfolge ist in der Regel festzulegen:[/i]
[i]Falls das Spiel gewonnen wurde oder unentschieden endete, wird es mit 0 Punkten und 0:2 Toren gegen den Verein, der den Verstoß begangen hat, gewertet. Ist das tatsächliche Spielergebnis für ihn ungünstiger, verbleibt es bei diesem."[/i]In diesen Zeilen ist "in der Regel" eindeutig geregelt: Die 3 Punkte kommen weg! Das Spiel wird mit 0:2 gegen uns gewertet. Zusätzlich können auch noch eine Geldstrafe und Punktabzug dazukommen. Da allerdings in unserem Fall kein wirklich Vorsatz bzw. ein Täuschungsversuch vorlag - immerhin hat man bereits Freitag versucht die Angelegenheit zu klären - sollte der Verband dort etwas gnädiger sein, in meinen Augen wäre alles andere schwer überzogen. Allerdings lässt diese kleine Phrase "in der Regel" noch etwas Spielraum zu - auch hier denke ich, dass das eher für uns ausgelegt werden kann, da eine unfaire Vorteilsnahme eindeutig nicht vorlag. An dieser Stelle bleibt abzuwarten, wie das berüchtigte Fax, was der Verein geschickt hat, vom Verband bewertet wird.Die Verantwortung hierfür trägt der Verein. Dieser Verstoß war ein großer, unnötiger, vielleicht dummer und vielleicht sogar peinlicher Fehler der nicht passieren darf, aber nun einmal passiert ist. Ich finde es beruhigend zu wissen, dass man sich auf Vereinsseite sehr bewusst ist, und vielleicht ist es auch ein Trost, dass auch zahlreichen Bundesligamannschaften solche Böcke dann und wann mal passieren:[list][*]1993 wechselte Horst Heese von Eintracht Frankfurt einen Ausländer zu viel ein, das Spiel gewannen die Frankfurter mit 5:2, nach Protest wurde das Spiel jedoch mit 0:2 gewertet. Gegner damals war übrigens Bayer Uerdingen.
[*]Am 26. Spieltag in der 75. Minute wechselte Trapattoni im Spiel Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München Dietmar Hamann ein, der nun der 4. Amateur auf dem Platz war, was zu der damaligen Zeit nicht erlaubt war. Das Spiel gewannen die Münchener mit 5:2, auf dem Papier wurde es dann aber noch 0:2 gegen sie gewertet.
[*]Unvergesslich ist sicherlich der Wechsel in der 40. Minute bei 1:0-Führung von Otto Rehagel am 6. Spieltag der Saison 98/99 im Spiel 1. FC Kaiserslautern gegen den VfL Bochum. Rehagel wechselte Pascal Ojigwe ein und hatte nun einen Ausländer zu viel auf dem Platz. Ein Funktionär wies ihn darauf hin. 3 Minuten später humpelte der Ägypter Hany Ramzy auf Order seines Trainers vom Platz und wurde gegen Harry Koch ausgewechselt.
[*]2004 gewann der VfL Wolfsburg gegen die Amateure des 1. FC Köln mit 3:0 im DFB-Pokal, auf dem Platz stand auch Marian Hristov, der kurz zuvor nach Wolfsburg gewechselt war, aber noch eine Sperre abzusitzen hatte. Köln hatte auf seinen Einsatz gehofft und legte unverzüglich nach Spielende Protest ein und kam so in die nächste Runde.
[/list]Die Gemüter in der Fanszene kühlen ja erwartungsgemäß auch schon wieder ab. Wir als Verein halten zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten und um das Phrasenschwein noch voll zu machen: Mund abwischen, 35 Spiele sind noch zu spielen, ich denke, noch ist alles drin.