DFB lädt Kaya vor - Neuzugang droht Sperre
Wie gewonnen, so zerronnen. Gerade erst konnte der KFC endlich die Spielgenehmigung für Neuzugang Güngör Kaya bekannt geben, da holt ihn seine Vergangenheit ein. Erneut geht es um die Wettaffäre aus seiner Zeit bei Rot-Weiss Essen, zu der er am kommenden Dienstag bei DFB erneut befragt werden soll. Da eine Sperre durchaus möglich ist, könnte das Pokalspiel gegen den TV Hasten vergangene Woche bereits sein vorerst letztes Spiel im Trikot des KFC Uerdingen gewesen sein. Doch was genau hat er sich eigentlich zu Schulden kommen lassen, dass der DFB ihn nun nach fast anderthalb Jahren plötzlich sperren will?
Sein Lebenslauf liest sich wie der von zahlreichen Spielern, welche vom Profigeschäft träumten und inzwischen in der Regionalliga gelandet sind. Beim VfL Bochum ausgebildet und als Nachwuchshoffnung gehandelt, konnte er sich mit dem Verein überraschenderweise nicht auf einen Vertrag einigen. Auch nach dem Wechsel zum 1. FC Nürnberg stand er scheinbar vor dem Durchbruch in die Profiliga, wurde dann aber doch in die Reservemannschaft abgeschoben. Nach der erneuten Vertragsauflösung war er ein Jahr vereinslos, bis er den Weg zu Rot-Weiss Essen in die Regionalliga West fand. In Essen schaffte er es dann auch endlich, sich nach einiger Zeit als Joker dann doch als Stammspieler zu etablieren. Doch der Frieden sollte nicht einmal die ganze Saison währen - schon im Mai 2012 wurde sein Vertrag von Vereinsseite fristlos gekündigt.Auslöser dafür war eine Kontroverse, welche beim Pokalspiel unseres KFC gegen RWE am 2. Mai 2012 ihren Anfang nahm. Nach dem packenden Spiel, welches die Essener erst nach Verlängerung und Elfmeterschießen für sich gewinnen konnten, waren die Spieler auf beiden Seiten völlig erschöpft. Auf den Kräfteverschleiss angesprochen äußerte sich Trainer Waldemar Wrobel gegenüber "Rot-Weiss TV" ( [url='http://www.youtube.com/watch?v=1HyaL82Zq60']Link zum Video[/url]), dass beim nächsten Ligaspiel gegen Dortmund II sicher einige Spieler nicht würden auflaufen können. Er versprach zwar, die Partie trotzdem ernst zu nehmen, doch war klar, dass RWE gegen die Dortmunder Zweitvertretung nicht mit ihrer besten Elf antreten würden.Jeder, der gerne Geld auf Fußballpartien setzt, freute sich natürlich über so einen Hinweis. Da die Saison für Essen ohnehin gelaufen war, die Dortmunder jedoch im Rennen um den Aufstieg einen Sieg brauchten, dürften so einige ihr Geld an diesem Tag auf den BVB gesetzt haben. Scheinbar auch ein paar Personen aus dem Umfeld der Essener Mannschaft, denn schon kurz danach machte die Meldung die Runde, dass gleich drei Spieler in eine Wettaffäre verwickelt seien. Dirk Jasmund, Kevin Lehmann und eben auch Güngör Kaya hätten angeblich über Mittelsmänner Geld gegen ihre eigene Mannschaft gesetzt.Die Betroffenen beteuerten, selbst keine Wette platziert zu haben - sie hätten lediglich Freunden und Verwandten den Tipp gegeben, dass zahlreiche Stammspieler gegen Dortmund nicht zum Einsatz kommen sollten. Was ihnen in der Folge als Insiderinformation ausgelegt wurde, hätte jedoch nach der Aussage von Waldemar Wrobel eigentlich auch so jedem klar sein müssen. So dachte wohl auch Güngör Kaya als er gefragt wurde, warum er nicht in der Startaufstellung stand, und sah keinen Fehler darin, zu erwähnen, dass einige Spieler geschont würden.Doch mit den Skandalen der Vergangenheit im Kopf entwickelte die Geschichte schnell eine enorme Eigendynamik. Sofort stand der Vorwurf der Spielmanipulation im Raum, welchen die Spieler aber vehement bestritten. Insbesondere Kaya, welcher erst beim Stand von 0:3 eingewechselt wurde, kann man hier mit Sicherheit keinen Vorwurf machen. Auch der DFB stellte später fest, dass es keine Spielmanipulation gegeben hatte. Dennoch wurden alle drei vor den DFB-Kontrollausschuss in Koblenz geladen und dort zu den Vorkomnissen verhört. Dirk Jasmund und Kevin Lehmann zeigten sich räuig, unterzeichneten einen Auflösungsvertrag und akzeptierten später eine mehrwöchige Sperre. Sie gaben also zu, gegen folgenden Punkt aus §1 Nr.2., Abs.1 der DFB-Rechts- und Verfahrensordnung verstoßen zu haben: "Sie sind verpflichtet, sich auf solche Sportwetten beziehende, nicht allgemein zugängliche Informationen oder ihr Sonderwissen Dritten nicht zur Verfügung zu stellen."Für beide war das Thema damit erledigt, bereits wenige Wochen später fanden sie einen neuen Verein und ließen das Thema Wettaffäre weit hinter sich. Ähnlich erging es auch Nachwuchstorhüter Robert Moewes, dessen Beteiligung erst später bekannt wurde - er wurde für sechs Wochen gesperrt. Die kürzere Sperre war hierbei eine Überraschung, dass er als einziger tatsächlich selbst finanziell von den Wetten profitiert haben soll.Güngör Kaya wählte jedoch einen anderen Weg. Der Deutsch-Türke war von seiner Unschuld überzeugt und wehrte sich gegen die falschen Verurteilungen. Da er keinen Auflösungsvertrag unterzeichnen wollte, überreichte ihm RWE die fristlose Kündigung und startete ein Vereinsausschlussverfahren. Vor dem Kontrollausschuss stellte er klar, dass er sich gegen eine Sperre juristisch zur Wehr setzen würde. Doch bevor es dazu kommen konnte, fand auch er einen neuen Verein. Nach seinem Wechsel zum türkischen Zweitligisten Adanaspor, der im übrigen auch vom Verband genehmigt werden musste, galt für den DFB wohl: Aus den Augen, aus dem Sinn.Leider erinnerte man sich dort nun doch plötzlich wieder an eine scheinbar offene Rechnung. Keine zwei Tage nach der Erteilung der offiziellen Spielberechtigung erhielt Güngör Kaya unerfreuliche Post vom DFB. In der Verhandlung am Dienstag soll nun geklärt werden, ob auch Kaya anderthalb Jahre nach dem Vorfall noch eine Sperre aufgebrummt bekommt. Der KFC zeigt sich überrascht, weil Trainer van der Luer nach eigener Aussage zuvor vom Verband die Auskunft bekommen hatte, dass diese Geschichte vom Tisch sei. Wenig Hoffnung macht aber der Fall vom ebenfalls betroffenen Spieler Dirk Jasmund: Auch dieser hatte erst bei seinem neuen Verein VfB Hüls die uneingeschränkte Spielerlaubnis vom Verband erteilt bekommen, bevor er doch noch gesperrt wurde.Mit dieser Information im Hinterkopf hätte der KFC vielleicht nochmal überlegen müssen, ob die Verpflichtung eines Spieler, der nun aller Voraussicht nach die nächsten zwei Monate nicht gegen den Ball treten darf, wirklich Sinn macht.