Führung in Essen verspielt - KFC weiter im Tabellenkeller
Es läuft derzeit alles andere als rund beim KFC. Nach der 0:4-Pleite gegen die Zweitvertretung aus Köln setze es am Donnerstag im Sportausschuss der Stadt den nächsten Nackenschlag: Der Umbau von Block P wurde abgelehnt, im Winter gibt es somit keine überdachten Stehplätze in der Grotenburg. In Essen sollte es zumindest sportlich endlich wieder aufwärts gehen, doch die Euphorie wurde von einer langen Verletztenliste gedämpft. Am Ende reichte es zu einem Punkt gegen die ebenfalls schlecht gestarteten Essener, welcher nach dem Spielverlauf aber fast schon als Niederlage wahrgenommen wurde.
Die Vorfreude auf das Spiel gegen den RWE war groß - zuletzt waren die beiden Vereine 2004 in der gleichen Liga, seitdem hatte es nur im Pokal spannende Duelle gegeben. Der von der Deutschen Bahn angesetzte Sonderzug war dann auch gut gefüllt, als er sich in Richtung Essen-Bergeborbeck in Fahrt setzte. Dort sollten die Fans in Shuttlebusse verfrachtet und zum Stadion gebracht werden. Die vier vorhandenen Busse reichten jedoch nicht mal ansatzweise aus - so mussten über 100 Uerdinger zunächst am Bahnhof ausharren, kamen aber trotzdem noch rechtzeitig zum Spiel am neuen Essener Stadion an.Im Stadion zeigte sich dann gleich, dass die Vorfreude auf diesen Abend berechtigt war: 9517 Zuschauer und die Flutlichtatmosphäre sorgten für eine klasse Stimmung. Der Uerdinger Fanblock war prall gefüllt und zeigte auch diesmal eine schöne Choreo. Eine ungewöhnlichen Anblick boten jedoch die Uerdinger Spieler: Auf Anordnung der Schiedsrichter trugen diese gelbe Trainingsleibchen über den orangenen Auswärtstrikot. Offenbar war den Offiziellen ansonsten der farbliche Unterschied zu den in rot gekleideten Essenern nicht groß genug. Das Ergebnis sah nicht nur sehr bescheiden aus, sondern weckte auch Erinnerungen an das katastrophale Auswärtsspiel gegen den ETB 2011, als der KFC ebenfalls in bunten Leibchen am Uhlenkrug verlor.Heute wollten es die Uerdinger aber defintiv besser machen und starteten gleich engagiert in die Partie. Da auch RWE gegen den Frust der vergangenen Wochen anspielte, entwickelte sich das erwartete, kämpferische Spiel bei dem sich beide Seiten wenig schenkten. Torszenen waren zunächst rar gesäht, stattdessen gab es viele Zweikämpfe im Mittelfeld und ein paar ungenaue lange Bälle. Nach 18. Minuten konnte der KFC dann aber doch schon jubeln: Moses Lamidi zog mit Tempo von links in den Strafraum und wurde zu Fall gebracht - Issa Issa verwandelte den Strafstoß vor dem aufgebrachten Essener Fanblock ohne Probleme zum 0:1.In der Folge hatten die Hausherren etwas mehr vom Spiel. Im Mittelpunkt der Angriffsversuche stand häufig der Ex-Uerdinger Knappmann, welcher die langen Bälle annehmen und vor dem Uerdinger Strafraum verteilen sollte. Da dies nur selten wirklich gelang und die Uerdinger Abwehr in den wenigen brenzligen Situationen gut aufpasste, hatte die Führung aber auch weiterhin bestand. Einmal brachte Knappmann das Leder sogar im Tor unter, doch das Spiel war bereits wegen einer Abseitsstellung unterbrochen worden. Ansonsten kam es nun im Mittelfeld auf beiden Seiten vermehrt zu Fouls und harten Grätschen, was einen geordneten Spielaufbau schwierig machte.Nachdem es schon ein paar Verletzungsunterbrechungen gegeben hatte, gab es eine weitere schlechte Nachricht für Trainer van der Luer: Assimiou Touré musste nach 40 Minuten ausgewechselt werden. Grund dafür war eine Schulterverletzung, welche sich je nach Schwere einige Zeit hinziehen dürfte. Spielerisch waren derweil beiderseits lange Bälle das Mittel der Wahl. Einen davon zirkelte Charilaos Pappas in der Nachspielzeit der ersten Hälfte so genau auf den Fuß von Emrah Uzun, dass dieser den Ball volley zum schönsten Tor des Abends in die Maschen hämmerte. Die Essener Fans waren endgültig bedient - zum Pausenpfiff machten sie ihrem Ärger auf die Mannschaft sowie Trainer Wrobel Luft.Mit dem Seitenwechsel änderte sich aber auch das Spiel grundlegend. Der KFC agierte nun sichtlich defensiver, wollte die Führung bereits jetzt über die Zeit bringen und möglicherweise auf Konter lauern. Die Essener durften sich aber vermutlich in der Kabine eine Standpauke anhören und kamen deutlich motivierter zurück auf das Feld. Durch die tief stehenden Uerdinger eingeladen kamen sie nun zu ersten Chancen. Die offensive Ausrichtung mit gleich zwei zusätzlich eingewechselten Stürmern (Koep und Lemke) machte sich bezahlt und die Hausherren setzten durch Koep mit einem Lattentreffer eine erste Duftmarke.Der Anschlusstreffer fiel dann aber durch einen Elfmeter. Der Essener Spieler Koep stolperte über den am Boden liegenden Patrick Ellguth und Schiedsrichter Fischer hielt es wohl für ausgleichende Gerechtigkeit, auch den Essenern einen Strafstoß zu geben. Den verwandelte Knappmann problemlos in die Mitte des Tors (55.) und plötzlich waren auch die Essener Fans wieder da. Der KFC war in der Folge bemüht, den Ball vom eigenen Tor fern zu halten und brachte selbst keinen wirklichen Spielaufbau zu Stande.Dies änderte sich erst, als zwanzig Minuten vor Schluss Maik Kuta eingewechselt wurde. Mit seinem schnellen Antritt erlief er einige lange Bälle und sorgte so nicht nur für Entlastung, sondern auch für die wenigen Chancen des KFC in der zweiten Halbzeit. Bei einem schönen Alleingang auf das Essener Tor wurde er von hinten brutal umgegrätscht, der Schiedsrichter hielt aber scheinbar nichts davon, hier einzugreifen. Noch katastrophaler war seine Entscheidung, kurz darauf einen Treffer von Moses Lamidi nicht zu geben. Kuta hatte diesen mustergültig bedient, die angebliche Abseitsstellung sorgte bei allen Beteiligten nur für ratloses Kopfschütteln. Ein Tor in dieser Phase hätte durchaus den sicheren Sieg für Uerdingen bedeuten können.Stattdessen wurde die Partie nun immer zerfahrener. Der KFC spielte den Ball nur noch irgendwie aus der eigenen Hälfte heraus und versuchte gar nicht mehr, sich noch Chancen zu erspielen. Selbst bei einem Freistoß an der gegnerischen Strafraumgrenze standen gerade mal zwei Spieler vor dem Tor, der Rest wartete in der eigenen Hälfte. Die Essener vergaßen im Sturmlauf sogar das übliche Fairplay - statt den Ball nach einer Verletzungsunterbrechung zurück an den KFC zu geben, nutzen sie die Chance für einen eigenen Angriff.Ansonsten kam es zu zahlreichen Unterbrechungen durch Fouls sowie den überforderten Schiedsrichter, welcher scheinbar umbedingt jedem Uerdinger eine gelbe Karte geben wollte, welcher mit einer seiner Entscheidungen nicht zufrieden war. Dass er dann auch noch übertriebene fünf Minuten nachspielen ließ, brachte nur noch mehr Unruhe in die Partie. Sinnbildlich dafür fiel dann auch der Ausgleich: Nach einer Standardsituation stocherte Michael Laletin den Ball im Gewühl vor dem Uerdinger Tor noch irgendwie über die Linie und klaute dem KFC damit in der Nachspielzeit den herbeigesehnten Sieg.Nach einer stärkeren Hälfte des KFC und der folgenden Aufholjagd der Esser war eine Punkteteilung sicherlich das passende Ergebnis, wirklich glücklich waren darüber aber beide Seiten nicht. Der KFC hätte die Führung mit etwas mehr Glück durchaus über die Zeit retten können, und auch Essen hilft der eine Punkt nicht wirklich weiter, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.