Befreiungsschlag in Wiedenbrück - 5:3-Sieg nach turbulentem Spiel
Zuletzt zeigte die Formkurve des KFC immer mehr nach oben. Nach dem etwas verpatzten Saisonstart konnten in den vergangenen drei Partien immerhin ein Sieg gegen Bochum II sowie ein starkes Unentschieden gegen die Millionentruppe von Viktoria Köln errungen werden. Mit dem SC Wiedenbrück stand nun ein Spiel beim Tabellenletzten an - ein Sieg war fast schon Pflicht, um den Anschluss nicht zu verlieren. In einer äußerst ereignisreichen Partie konnten die Uerdinger sich dann am Ende auch verdient durchsetzen, machten es vor allem die letzten Minuten aber nochmal unnötig spannend.
Vor der Partie waren beide Seiten darauf bedacht, die Außenseiterrolle der Wiedenbrücker zu relativieren. SCW-Trainer Theo Schneider sah seine Jungs nach den beiden jüngsten Spielen auf einem guten Weg und machte sich Hoffnungen, dem KFC doch ein Bein stellen zu können. Auch Eric van der Luer wollte den Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nach dem Fernsehspiel gegen den Kölner Aufstiegsaspiranten war die Gefahr groß, dass einige Spieler diesen Gegner nun unterschätzen könnten.Für den Uerdinger Anhang war zunächst einmal Ärger aufgrund des fanunfreundlichen Spieltermins angesagt. So quälte man sich in Autos und Bussen an einem Freitag 150km quer durch das Ruhrgebiet, um trotz Ferienbeginn pünktlich zum Anstoß um 19 Uhr im Wiedenbrücker Jahnstadion zu sein. Mit Glück schafften es wohl auch die meisten, ca. 150 Blau-Rote fanden sich im Gästeblock zusammen. Bemerkenswert war dort definitiv das sehr schwache Flutlicht. Dieses macht nicht nur den Fotografen das Leben schwer, hohe Bälle verschwanden auch gerne mal im Dunkeln der Nacht über dem Platz.Während die Heimmannschaft mit dem gleichen Kader wie im letzten Spiel auftrat, gab es beim KFC gezwungenermaßen eine Änderung. Für den angeschlagenen Alexiou rückte Touré von außen auf die Position des Innenverteidigers, seinen Part übernahm dafür Andreas Korte. Sonderlich viel hatte die zusammengewürfelte Abwehrreihe zu Beginn des Spiels jedoch nicht zu tun, denn Wiedenbrück zeigte sich recht defensiv eingestellt und ließ den KFC zunächst kommen.Die Uerdinger machten dann auch erste Angriffsversuche über Saka und Lamidi, wirkliche Gefahr kam aber auch hier nicht auf. Der erste wirklich konsequente Versuch führte dann auch gleich zu der Schiedsrichterentscheidung, auf welche der SCW-Trainer am Ende die Niederlage zurückführte. Lamidi setzte sich stark über die linke Seite durch, zog in den Strafraum und wurde dort von Jeffrey Volkmer von den Beinen geholt. Schiedsrichter Sascha Weirich zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt.Aber es kam noch härter für die Wiedenbrücker. Denn nachdem der Unparteiische eine Weile von den Spielern umlagert worden war, zeigte er Volkmer auch noch den roten Karton. Unklar war, ob dies noch für das Foul passierte, oder doch aufgrund der zahlreichen Beleidigungen, die einige Spieler dem Schiedsrichter nach dem Pfiff an den Kopf geworfen hatten. Für letzteres wäre eine rote Karte durchaus angebracht gewesen, das Foul als Notbremse auszulegen wäre aber sicherlich zu hart gewesen.Nachdem sich die Situation wieder beruhigt hatte, trat Issa Issa an und verwandelte gewohnt sicher zum 1:0 für den KFC. Doch weder der Treffer noch die Überzahl brachten die nötige Ruhe in die Partie. Zwar hatten die Uerdinger durch Uzun und Issa noch zwei gute Chancen, den nächsten Treffer erzielte jedoch Wiedenbrück. Nach einem langen Pass kam der Ball am Strafraum zu Marwin Studtrucker, der ungestört schießen konnte. Da der Ball auch noch von Toure abgefälscht wurde, hatte Udegbe im Tor keine Chance und es stand ab der 30. Minute nur noch 1:1.Nun war aber der KFC wieder am Drücker. Issa Issa sorgte mit einem Distanzschuss für die nächste gute Chance, doch bis kurz vor der Pause sollte kein Tor gelingen. Das lag unter anderem auch wieder an den gewohnt schlechten Eckbällen, aus welchen kaum eine gefährliche Situation entstand. Dann war es aber wieder Moses Lamidi, der den Wiedenbrücker Torwart an der Strafraumgrenze aussteigen ließ und in der 41. Minute zur erneuten Führung vollendete. Bald darauf war dann auch erstmal die Halbzeitpause angesagt.In der zweiten Hälfte kam Maik Kuta in die Partie. Für ihn verließ Benjamin Baltes das Feld, welcher kurz vor der Pause angeschlagen schien und obendrein noch kurioserweise vor der Auswechselbank liegend noch eine gelbe Karte kassiert hatte. Der Wirbelwind Kuta zeigte dann auch gleich seine Qualitäten, wurde aber zunächst vom Linienrichter zurückgepfiffen.Doch auch der SCW kam weiter zu Chancen - Nick Brisevac setzte den Ball nach einer chaotischen Situation im Uerdinger Strafraum zum Glück nur an den Pfosten. Kurz darauf traf ein verlängerter Freistoß auch noch die Latte und wenig später setzte Tim Knetsch noch einen Schuss neben das Tor, als Udegbe schon geschlagen am Boden lag. In dieser Phase konnte der KFC sich beim Fußballgott bedanken, dass die Hausherren nicht zum Ausgleich kamen.Die Uerdinger zeigten dafür, wie es gehen kann, wenn man seine Chancen nutzt. Korte spielte den Ball vom linken Strafraumrand auf Uzun, welcher frei stehend nur noch einlochen musste (60.). Nach einigen weiteren gefährlichen Angriffen bediente Maik Kuta den mitgelaufenen Issa Issa mustergültig, welcher in der 71. Minute ebenfalls problemlos verwandelte. Nur drei Minuten später wurde Lamidi wieder im Strafraum von den Beinen geholt, diesmal vom herausgeeilten Schlussmann Marcel Hölscher. Erneut trat Issa Issa an, erneut verwandelte er - mit 5:1 schien die Partie mehr als entschieden.Die Fans (und wohl auch einige Spieler) waren gedanklich schon auf der Heimfahrt, da sorgte Nick Brisevac für die Gäste noch für etwas Ergebniskorrektur. Die Uerdinger Verteidigung griff ihn auf der linken Seite nicht konsequent an - der Wiedenbrücker ließ es sich nicht nehmen und setzte einen Schlenzer zum 2:5 ins lange Eck. In der Nachspielzeit sprang der Ball dann noch Kosi Saka an der Strafraumgrenze an die Hand. zur Abwechslung durften nun die Hausherren in Person von Massih Wassey zum Elfmeter antreten und zum 3:5-Endstand verwandeln.Nach dem Abpfiff haderte man auf Seiten der Gastgeber mehr mit dem Schiedsrichter als mit der eigenen Leistung. Die rote Karte mag hart gewesen sein, aber auch so darf durchaus bezweifelt werden, dass Wiedenbrück mit der gezeigten Defensivleistung mehr hätte erreichen können. Aber auch Eric van der Luer war nicht zu 100% zufrieden - er haderte mit den Unaufmerksamkeiten seiner Mannschaft nach der Führung und kurz vor Schluss. Ein Woche hat er nun Zeit, diese abzustellen, dann kommt mit Leverkusen II der nächste direkte Konkurrent.