Das System Lakis - Vom Zwang, Wohnungen zu kaufen
Das war sie also, die große Enthüllungsgeschichte der selbsternannten Opposition. Nach den großspurigen Ankündigungen der letzten Tage hatte man fast schon ein bisschen Sorge, dass da tatsächlich etwas relevantes ans Tageslicht kommen könnte. Versprochen wurden Fakten, die Lakis das Genick brechen würden - heraus gekommen ist am Ende nur eine lächerliche Schmierenkomödie einiger gekränkter Ex-Uerdinger.
Im Vorfeld ging es zu wie in einem Agentenfilm der alten Schule: interne Unterlagen, entwendet aus der Geschäftsstelle des KFC und an den WDR sowie andere Empfänger weiter geleitet. Der Inhalt angeblich so brisant, dass Lakis damit erledigt sei. Wahrscheinlich sollten diese Enthüllungen auch das Ende des KFC bedeuten, was ja seit geraumer Zeit das offizielle Ziel dieser Internet-Helden ist. Nach dem zehnminütigen Beitrag kommt einem aber vor allem die Zusammenfassung "Luftnummer" in den Sinn.Das war eigentlich schon in dem Moment klar, in dem Aílton Gonçalves da Silva als Hauptdarsteller ins Bild kam und in seiner früher irgendwann mal sympathischen Art in die Kamera stammelte. Zur Erinnerung: der Brasilianer spielte lange Zeit in der Bundesliga und unterschrieb seitdem Verträge bei zahlreichen Vereinen in verschiedenen Ländern. Als er zum KFC wechselte, war er aber angeblich komplett überfordert. Man muss fast schon Erbarmen mit dem Ex-Torschützenkönig haben: da wollte er so dringend zum weltberühmten KFC Uerdingen wechseln, dass er sich glatt zum Kauf von Wohnungen überreden ließ. Und jetzt, wo das Geld aus dem Dschungelcamp vermutlich alle ist, fällt ihm diese Ungerechtigkeit natürlich bequemer weise wieder ein.Doch während der Z-Promi noch routinemäßig die Dummchenrolle einnahm, zeigte der nächste Protagonist, welches Niveau diese Sendung anstrebte. Das Gesicht anonymisiert, die Stimme verzerrt - die Investigativjournalisten von RTL2 wären stolz gewesen. Offensichtlich war diesem Ex-Spieler sein Auftritt so peinlich, dass er dafür nicht mit seinem Namen gerade stehen wollte. Das wundert wenig, wenn man sich die konkreten Vorwürfe anschaut.Auch dieser arme Zeitgenosse wollte so dringend beim KFC unterschreiben, dass er am Ende absolut unmenschliche Bedingungen akzeptierte. Man würde sich fast wünschen, es gäbe auch andere Fußballvereine auf der Welt, zu denen Spieler wechseln könnten, um ihnen so ein Schicksal zu ersparen. Aber da der KFC nun mal die einzige Wahl war, war der arme Tropf Lakis auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.Was lustigerweise weder hier noch in früheren Berichten erwähnt wurde, ist die Frage, warum die angeblich betrogenen Spieler sich ihre Wohnungen vor dem Kauf nicht wenigstens einmal angeschaut haben. Vertrauen ist eine schöne Sache, doch bei sechsstelligen Beträgen und der eigenen Altersvorsorge sollte man vielleicht doch mal die paar Euro für einen Gutachter investieren. Aber es ist ja viel einfacher und billiger, hinterher im Fernsehen darüber zu jammern, wie böse die Welt doch ist. So hatte die gesamte Sendung den Anschein, als wollten sich hier nur ein paar enttäuschte Ex-Spieler und Verantwortliche an Lakis rächen.Insgesamt enthielt der Bericht so gut wie nichts neues, dafür umso mehr Konjunktive. Viele unbestätigte Aussagen, Behauptungen, Gerüchte und Hörensagen. Als KFC-Fan kann man beruhigt schlafen gehen - nach so einem Bericht muss muss man keine Angst um die Zukunft seines Vereins haben. Nicht auszuschließen sind jedoch Albträume darüber, dass auch in Zukunft unsere Rundfunkgebühren für solche Boulevardreportagen verschleudert werden.