Schluesselszene.net

Text über Uerdingen/Fußball

Johannes

Vielleicht einigen hier bekannt: Ich bin Autor und lese meine Texte regelmäßig auch vor Leuten vor. Nun bin ich eingeladen worden, in der nächsten Woche beim "Soccer Slam" im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund aufzutreten, u.a. moderiert von Patrick Owomoyela. Bislang habe ich mich immer davor gedrückt, einen Text zum Thema Fußball zu schreiben, aber da ich dort einen brauchen werde, habe ich das Folgende geschrieben. Ist im Grunde "nur" ein Text über mein Fan-Dasein seit 2001 & ich musste mich auch einigermaßen kurz halten und einiges erklären, was ihr nicht erklärt bekommen müsst - das Publikum aber wohl schon. ;-) Sagt mir gerne, was ihr davon haltet, immerhin vertrete ich da nächste Woche unsere Farben. 


-----



Wie jede vernünftige Liebesgeschichte beginnt auch diese mit einer Enttäuschung. Bei meinem allerersten Stadionbesuch im Dezember 2001 verliert der KFC Uerdingen das Elfmeterschießen gegen den 1. FC Köln und fliegt aus dem DFB-Pokal. Uerdingen ist ein Stadtteil von Krefeld, was in den Achtzigern, zu den erfolgreichen Zeiten des Vereins bundesweit sicherlich noch mehr Leute wussten. DFB-Pokalfinalsieg gegen Bayern München 1985, im Jahr darauf das laut 11 FREUNDE „Beste Fußballspiel aller Zeiten“ gegen Dynamo Dresden (7:3). Zwischen 1971 und 1999 pendelt der Verein als „Bayer 05 Uerdingen“ zwischen erster und zweiter Liga hin und her - all diese Ruhmesgeschichten habe ich lang und breit erzählt bekommen, von all denen, die mit dabei sein durften. Die berühmte Gnade der frühen Geburt. 2001 ist es „nur“ das DFB-Pokalachtelfinale, das ich mit meinem Großvater auf der Nordtribüne sehe. Spannendes Spiel, volles Stadion, Verlängerung, Elfmeterschießen, Köln hat das glücklichere Ende. Na gut, schade, dann eben beim nächsten Mal, dachte ich. Hätte man mir gesagt, dass diese Niederlage bis zum heutigen Tage mein letztes DFB-Pokalspiel mit dem Verein bleiben sollte, ich wäre vielleicht nie wieder hingegangen - oder gerade deswegen, keine Ahnung. Uerdingen ist ein Underdog, Uerdingen ist uncool, den meisten egal oder unbekannt, Uerdingen ist ein Verein, mit dem ich mich identifizieren kann. Uerdingen ist mein Verein.


Die Fangesänge, die Schnelligkeit und das ganze Drumherum. Wie unnötig, wie toll das alles war. Ich verliebte mich sogleich an die fesselnde Ungerechtigkeit dieses Sports, bei dem nicht zwangsläufig der Bessere oder der Fleißigere gewinnt. Geld schießt keine Tore, der Zufall schon. Ach, Fußball. Es ist unmöglich, Nicht-Fußballfans zu erklären, was diesen Sport so besonders macht. Sind ja bloß 22 Leute, die einem Ball hinterherlaufen. Ja, aber braucht es denn mehr? In der Schule trugen sie allesamt Schalke-, Bayern oder Gladbach-Trikos – und ich ein blau-rotes von Benjamin Baltes. Guckt ihr euch ruhig Michael Ballack und Patrick Owomoyela im Fernsehen an, dachte ich mir, ich jubele Benjamin Baltes zu. Live, im Stadion, in echt. Jede Woche. Jedenfalls, damit das hier nicht viel zu lang wird: Ich habe dann in der Folge nicht bloß keine DFB-Pokalspiele meines Vereins mehr gesehen, sondern dank diversen Abstiegen & Insolvenzen vor allem Viert-, Fünft- und Sechstligafußball. Irgendwann haben wir dann auch noch den abgehalfterten „Kugelblitz“ Ailton verpflichtet und Fußball-Deutschland konnte sich zwischen Häme und Mitleid nicht so recht entscheiden. Hier mal eine lose Auflistung von ein paar Gegnern, die ich gegen uns habe spielen sehen: Wülfrath, Cronenberg, Nettetal, Viersen, Kapellen-Erft, Dornberg, Baumberg, Hönnepel-Niedermörmter, Rhede, Schlotzental, Goch und Hiesfeld. Gut, einer dieser Orte ist ausgedacht, aber Hönnepel-Niedermörmter ist es nicht, da habe ich uns mal mit 1:2 verlieren gesehen. „Eines Tages wird’s gescheh’n, ja, da fahren wir nach Mailand, nur um Uerdingen zu sehen“ ist ein zu dieser Zeit gern gesungener Fangesang, Trotzig, stolz und irgendwie auch traurig, wenn man ihn singt und dann 1:3 bei Straelen II verliert.


Vorletzte Saison sind wir nach 12 Siegen aus den letzten 13 Spielen Regionalligameister geworden, haben die Relegationsspiele gegen Waldhof Mannheim gewonnen - und ich feierte drei Tage & Nächte lang die Rückkehr in den Profifußball. Der Lohn für all den Spott, die Häme in den vergangenen Jahren, für jedes „die verlieren doch eh, was gehst du da denn überhaupt noch hin“. Ich dachte an all die Leute, die seit Jahren mit um die Dörfer getingelt sind, Hoffnung geschöpft haben, Verantwortliche und Spieler haben kommen und gehen sehen & die mit mir bei der Meisterfeier noch glückselig durch die Stadt gepurzelt waren. Was war das für ein Gefühl, davon träumen zu dürfen, dass nun alles anders werden würde, vielleicht ein bisschen wie früher, bei denen mit der Gnade der frühen Geburt. Und dann: Wegen eines Formfehlers, einer möglicherweise zu spät getätigten Überweisung verweigert der DFB dem KFC zunächst die Zulassung zur 3. Liga. Die Existenz des gesamten Vereins stand auf der Kippe, weil unser zahlungskräftiger Präsident sich bei einem Nicht-Aufstieg wohl zurückziehen würde. Jemand verglich es damit, kurz vor der Eheschließung würde der Traumpartner doch noch wegrennen. Ja, genauso fühlte es sich an. Ich fühlte mich betrogen. Um um jede Träne und jeden Jubel, den dieser beschissen-schöne Scheiß-Sport mir jemals beschert hatte. Dabei hatte es Opa damals vermutlich nur gut mit mir gemeint, als er mich überredete, wir könnten doch mal ins Stadion gehen.


Die Verkündung der endgütigen Lizenz-Entscheidung des DFB verfolgte ich in einer Krefelder Sportkneipe. Seit Tagen lag der Ball auf dem eigenen Elfmeterpunkt, unserem Torhüter waren die Augen verbunden und der gegnerische Schütze galt als eiskalt. Dann die Verkündung: Uerdingen darf in der 3. Liga spielen. Kein Jubel, nur Erleichterung. So durfte ich in der vergangenen Saison nach Kaiserslautern & Karlsruhe sowie München & Meppen fahren statt nach Kleve & Kray.


Und in zwei Wochen spielt Uerdingen dann wieder im DFB-Pokal. Zum ersten Mal seit 2001. Gegen Borussia Dortmund. Ich habe zwei Tickets für Reihe 1, direkt am Spielfeldrand und neben mir wird derjenige sitzen, der Schuld an allem ist: Mein Großvater. Dieses Mal habe ich die Karten bezahlt und ihn überredet. „Ach, die verlieren doch eh!“, wird er vielleicht vor dem Anpfiff sagen und ich werde mit den Schultern zucken und sagen: Ja, aber eines Tages, Opa. Da wird es geschehen. Ja, da fahren wir nach Mailand, nur um Uerdingen zu sehen. Oder wieder nach Hönnepel-Niedermörmter. So oder so werde ich mit dabei sein. Denn wie jede vernünftige Liebesgeschichte endet auch diese Geschichte (hoffentlich): nie.

1
JimPanse
Sehr schön geschrieben. Das Ende sogar leicht emotional. Daumen hoch. 


Wie sagt die Jugend heutzutage, ich fühl es. 

0
Hammer. Sehr authentisch und spricht, so denke ich mal, sehr vielen hier aus der Seele. Zumindest mir.

Dieses Graue-Maus-Image und Underdog-Dasein ist eigentlich das, was mich damals auch faszinierend hat. 


Vllt gibt es ja mal die Möglichkeit, eine Art schriftliche Anekdotensammlung von Fans für Fans auf die Beine zu stellen. 


Daumen hoch, Johannes. 

0
Thomas13
Gefällt mir sehr. Daumen hoch, junger Mann!
0
TimK
Sehr geil. Hab sogar ein bisschen Gänsehaut :)
0
Top! Respekt ‼️
0
Matthi
Hallo Johannes, der Text gefällt mir gut. Er ist persönlich, aktuell und mit dem Anfang und dem Ende eine runde Sache.
0
Antwort auf Johannes

Vielleicht einigen hier bekannt: Ich bin Autor und lese meine Texte regelmäßig auch vor Leuten vor. Nun bin ich eingeladen worden, in der nächsten Woche beim "Soccer Slam" im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund aufzutreten, u.a. moderiert von Patrick Owomoyela. Bislang habe ich mich immer davor gedrückt, einen Text zum Thema Fußball zu schreiben, aber da ich dort einen brauchen werde, habe ich das Folgende geschrieben. Ist im Grunde "nur" ein Text über mein Fan-Dasein seit 2001 & ich musste mich auch einigermaßen kurz halten und einiges erklären, was ihr nicht erklärt bekommen müsst - das Publikum aber wohl schon. ;-) Sagt mir gerne, was ihr davon haltet, immerhin vertrete ich da nächste Woche unsere Farben. 


-----



Wie jede vernünftige Liebesgeschichte beginnt auch diese mit einer Enttäuschung. Bei meinem allerersten Stadionbesuch im Dezember 2001 verliert der KFC Uerdingen das Elfmeterschießen gegen den 1. FC Köln und fliegt aus dem DFB-Pokal. Uerdingen ist ein Stadtteil von Krefeld, was in den Achtzigern, zu den erfolgreichen Zeiten des Vereins bundesweit sicherlich noch mehr Leute wussten. DFB-Pokalfinalsieg gegen Bayern München 1985, im Jahr darauf das laut 11 FREUNDE „Beste Fußballspiel aller Zeiten“ gegen Dynamo Dresden (7:3). Zwischen 1971 und 1999 pendelt der Verein als „Bayer 05 Uerdingen“ zwischen erster und zweiter Liga hin und her - all diese Ruhmesgeschichten habe ich lang und breit erzählt bekommen, von all denen, die mit dabei sein durften. Die berühmte Gnade der frühen Geburt. 2001 ist es „nur“ das DFB-Pokalachtelfinale, das ich mit meinem Großvater auf der Nordtribüne sehe. Spannendes Spiel, volles Stadion, Verlängerung, Elfmeterschießen, Köln hat das glücklichere Ende. Na gut, schade, dann eben beim nächsten Mal, dachte ich. Hätte man mir gesagt, dass diese Niederlage bis zum heutigen Tage mein letztes DFB-Pokalspiel mit dem Verein bleiben sollte, ich wäre vielleicht nie wieder hingegangen - oder gerade deswegen, keine Ahnung. Uerdingen ist ein Underdog, Uerdingen ist uncool, den meisten egal oder unbekannt, Uerdingen ist ein Verein, mit dem ich mich identifizieren kann. Uerdingen ist mein Verein.


Die Fangesänge, die Schnelligkeit und das ganze Drumherum. Wie unnötig, wie toll das alles war. Ich verliebte mich sogleich an die fesselnde Ungerechtigkeit dieses Sports, bei dem nicht zwangsläufig der Bessere oder der Fleißigere gewinnt. Geld schießt keine Tore, der Zufall schon. Ach, Fußball. Es ist unmöglich, Nicht-Fußballfans zu erklären, was diesen Sport so besonders macht. Sind ja bloß 22 Leute, die einem Ball hinterherlaufen. Ja, aber braucht es denn mehr? In der Schule trugen sie allesamt Schalke-, Bayern oder Gladbach-Trikos – und ich ein blau-rotes von Benjamin Baltes. Guckt ihr euch ruhig Michael Ballack und Patrick Owomoyela im Fernsehen an, dachte ich mir, ich jubele Benjamin Baltes zu. Live, im Stadion, in echt. Jede Woche. Jedenfalls, damit das hier nicht viel zu lang wird: Ich habe dann in der Folge nicht bloß keine DFB-Pokalspiele meines Vereins mehr gesehen, sondern dank diversen Abstiegen & Insolvenzen vor allem Viert-, Fünft- und Sechstligafußball. Irgendwann haben wir dann auch noch den abgehalfterten „Kugelblitz“ Ailton verpflichtet und Fußball-Deutschland konnte sich zwischen Häme und Mitleid nicht so recht entscheiden. Hier mal eine lose Auflistung von ein paar Gegnern, die ich gegen uns habe spielen sehen: Wülfrath, Cronenberg, Nettetal, Viersen, Kapellen-Erft, Dornberg, Baumberg, Hönnepel-Niedermörmter, Rhede, Schlotzental, Goch und Hiesfeld. Gut, einer dieser Orte ist ausgedacht, aber Hönnepel-Niedermörmter ist es nicht, da habe ich uns mal mit 1:2 verlieren gesehen. „Eines Tages wird’s gescheh’n, ja, da fahren wir nach Mailand, nur um Uerdingen zu sehen“ ist ein zu dieser Zeit gern gesungener Fangesang, Trotzig, stolz und irgendwie auch traurig, wenn man ihn singt und dann 1:3 bei Straelen II verliert.


Vorletzte Saison sind wir nach 12 Siegen aus den letzten 13 Spielen Regionalligameister geworden, haben die Relegationsspiele gegen Waldhof Mannheim gewonnen - und ich feierte drei Tage & Nächte lang die Rückkehr in den Profifußball. Der Lohn für all den Spott, die Häme in den vergangenen Jahren, für jedes „die verlieren doch eh, was gehst du da denn überhaupt noch hin“. Ich dachte an all die Leute, die seit Jahren mit um die Dörfer getingelt sind, Hoffnung geschöpft haben, Verantwortliche und Spieler haben kommen und gehen sehen & die mit mir bei der Meisterfeier noch glückselig durch die Stadt gepurzelt waren. Was war das für ein Gefühl, davon träumen zu dürfen, dass nun alles anders werden würde, vielleicht ein bisschen wie früher, bei denen mit der Gnade der frühen Geburt. Und dann: Wegen eines Formfehlers, einer möglicherweise zu spät getätigten Überweisung verweigert der DFB dem KFC zunächst die Zulassung zur 3. Liga. Die Existenz des gesamten Vereins stand auf der Kippe, weil unser zahlungskräftiger Präsident sich bei einem Nicht-Aufstieg wohl zurückziehen würde. Jemand verglich es damit, kurz vor der Eheschließung würde der Traumpartner doch noch wegrennen. Ja, genauso fühlte es sich an. Ich fühlte mich betrogen. Um um jede Träne und jeden Jubel, den dieser beschissen-schöne Scheiß-Sport mir jemals beschert hatte. Dabei hatte es Opa damals vermutlich nur gut mit mir gemeint, als er mich überredete, wir könnten doch mal ins Stadion gehen.


Die Verkündung der endgütigen Lizenz-Entscheidung des DFB verfolgte ich in einer Krefelder Sportkneipe. Seit Tagen lag der Ball auf dem eigenen Elfmeterpunkt, unserem Torhüter waren die Augen verbunden und der gegnerische Schütze galt als eiskalt. Dann die Verkündung: Uerdingen darf in der 3. Liga spielen. Kein Jubel, nur Erleichterung. So durfte ich in der vergangenen Saison nach Kaiserslautern & Karlsruhe sowie München & Meppen fahren statt nach Kleve & Kray.


Und in zwei Wochen spielt Uerdingen dann wieder im DFB-Pokal. Zum ersten Mal seit 2001. Gegen Borussia Dortmund. Ich habe zwei Tickets für Reihe 1, direkt am Spielfeldrand und neben mir wird derjenige sitzen, der Schuld an allem ist: Mein Großvater. Dieses Mal habe ich die Karten bezahlt und ihn überredet. „Ach, die verlieren doch eh!“, wird er vielleicht vor dem Anpfiff sagen und ich werde mit den Schultern zucken und sagen: Ja, aber eines Tages, Opa. Da wird es geschehen. Ja, da fahren wir nach Mailand, nur um Uerdingen zu sehen. Oder wieder nach Hönnepel-Niedermörmter. So oder so werde ich mit dabei sein. Denn wie jede vernünftige Liebesgeschichte endet auch diese Geschichte (hoffentlich): nie.

Ganz toll, Johannes.

Ich fühle mich zurückgesetzt in die frühe Zeit.
Sehr authentisch.

Auch ich habe die Gnade der frühen Geburt.

Kriegt man beim Lesen ja "Gänsepelle".
0
Cello Ya
👍👍👍 sehr schön zu lesen!
0
Klasse Text Jo ! Uerdingen Fan = Einfach! Anders !..als Alle(s) !!!!!
Cum grege non gradior :-)....
Gruss aus dem All
0
ocin
danke johannes, so oder so ähnlich haben es sicher einge von uns erlebt und deshalb bekommst du von mir ein emoticon ...
0
Rycor
Wow! Dein Text hat mich echt berührt. Richtig stark und Daumen hoch, Johannes! Blau-rote Grüße aus dem Exil in Mittelfranken, Rico
0
andi1
"Joernie" hatte schon im TV geglänzt...für Krefeld und den KFC...da war klar das da noch was kommt;)
0
Heini

Guter Text, aber ab 1995 war es der KFC Uerdingen 05.


"Zwischen 1971 und 1999 pendelt der Verein als „Bayer 05 Uerdingen“ zwischen erster und zweiter Liga hin und her "



0
Johannes

Kleiner Link-Tipp: Heute Abend um 20:30 Uhr gibt es die "Bundeslesung", bei der verschiedene Fußballautoren Texte zum Thema vortragen. Ich mache den Start und lese den Text von oben:

https://www.youtube.com/watch?v=znFjAv8ef0o

0

How to become an Uerdinger…


Soweit ich mich erinnere, war mir auch als Knirps immer bewusst, dass meine Familie und ich in unmittelbarer Nähe von Zoo und Stadion wohnten. Wir konnten das Brüllen des damaligen Berberlöwen-Pärchens Samson und Leila in unserer Wohnung hören, ebenso wie das heisere Rufen der Seelöwen. Vom Fußball allerdings bekam ich in den ersten drei Jahren verständlicherweise nicht allzu viel mit. Mein Vater erzählte mir Jahre später, dass er gerne zur 2. Halbzeit zu Heimspielen ging, weil man damals noch Zuschauer ab einer gewissen Spielzeit kostenlos ins Stadion ließ. Er war schon immer McSparstrumpf. Mich beeindruckten an der Grotenburg die hohen Flutlichtmasten und die steile Stehplatz-Tribüne Ost. Diese Ost-Tribüne sollte meine Heimat für unzählige Heimspiele in sechs verschiedenen Ligen werden. Schon als Kleinkind war ich vom Flutlicht bei Abendspielen schwer beeindruckt. Es übte eine undefinierbare Anziehungskraft aus.

Mein erstes Spiel war eine Bundesliga-Partie zwischen Bayer 05 und den Stuttgarter Kickers anno 1989. Ein guter Freund meines Vaters hatte Freikarten und nahm seine älteste Tochter, mich und meinen Vater mit. Wobei „Freikarten“ ein wenig zu sehr nach exklusivem Privileg klingt, die Wahrheit ist: Damals wie heute war es kein Problem an Karten zu kommen, da das Stadion angesichts der überschaubaren Resonanz unverhältnismäßig groß erschien. Die Freikarten-Aktion war wohl eher der verzweifelte Versuch, ein paar arglose und/oder geizige Fußballinteressierte zum letzten Heimspiel ins Stadion zu spülen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich sehr aufgeregt war und alles im Stadion spannend fand. Bayer spielte in Blaurot und die Gäste in Weiß. An den Spielverlauf habe ich keinerlei bleibende Erinnerungen behalten, Jahrzehnte später googelte ich einmal dieses Spiel, um mir die Statistik anzusehen. Sowohl ich als auch die Tochter des Freundes meines Vaters langweilten uns schnell, weil uns nicht klar war, wie langatmig so ein Spiel sein kann (ein typisches Uerdinger Phänomen) und spielten auf der Sitzplatztribüne. Am Ende hatten die Stuttgarter mit 3:1 gewonnen (was ihren Abstieg aber nicht verhindern konnte).

Anders als bei Nick Hornby, der bei seinem ersten Stadionbesuch direkt von seinen Gunners im Highbury-Stadion angefixt war, wusste ich noch nicht wirklich was mit diesen Eindrücken anzufangen und es war auch nicht so, dass ich total enttäuscht war.

In der Grundschule entwickelte ich zunächst eine starke Sympathie für den 1.FC Köln. Mein Onkel, der ältere Bruder meines Vaters kam aus Köln und meine drei Cousins und meine Cousine waren wie Geschwister für mich. Immer wenn wir „Krefelder“ unsere Familie in Köln besuchten oder umgekehrt (und das taten wir häufig), war es für mich wie in die große Welt zu reisen. Krefeld war immer sehr beschaulich und eine Fahrt über die A57 in die Kölner Südstadt nach Klettenberg hatte immer etwas Aufregendes. Aufgrund des hervorragenden Verhältnisses zu meinen Cousins kam ich zu dem Schluss, dass Köln grundsätzlich als positiv und attraktiv zu betrachten war. Also musste auch der FC potentiell ein Sympathieverein sein. Die Ironie war, dass sich meine Cousins bis heute nicht viel aus Fußball machen (höchstens mal Spiele der Nationalmannschaft schauten), aber den FC nicht wirklich unterstützen. Von Toni Polster, Pierre Littbarski, Bodo Illgner und Co war ich direkt begeistert. Ich fieberte jedes Wochenende in der Sportschau mit. Damals gab es noch nicht diese mediale Reizüberflutung und man konnte es sehr leicht schaffen, sich bis zur 18h-Sportschau nicht spoilern zu lassen, wie die Spiele ausgegangen waren.

1993 spielte der FC in der Grotenburg am letzten Spieltag der Saison und mein Vater ging mit mir ins Stadion, d.h. eigentlich nur zu den letzten 20 Minuten, da wir auf den freien Eintritt warteten. Wir sahen bei sehr heißen Temperaturen einen mehr als räudigen Kick (0:0) und irgendwie stellte dieses Spiel bereits einen Vorboten des Schicksals dar. Mein (Noch-)Lieblingsverein gegen meine baldige große Liebe und Heimatverein. In der Hinrunde hatte ich noch vor Freude gegluckst, dass „meine“ Kölner den Uerdingern mit 5:0 das Fell über die Ohren zogen. Ich war zu dieser Zeit voll auf Kölner Seite. Eine Sympathie für die Uerdinger schien überhaupt nicht in Betracht zu kommen.

In der Grundschule gab es einige Fußball-Fans in der Klasse, aber diese huldigten entweder Gladbach, Dortmund oder anderen üblicheren Verdächtigen. Interessante Randnotiz: Ich ging in eine Klasse mit Ahmet Cebe, der es Jahre später über den KFC zum Profi schaffen sollte.

Schon in der Schule war klar, dass der FC Bayer 05 einzig mit Hohn und Spott zu rechnen hatte. Eine graue Maus unter den Bundesligavereinen und das Image einer Fahrstuhl-Mannschaft. Es war also nicht gerade en vogue, Uerdingen zu unterstützen. Man galt quasi automatisch als sehr uncool, wenn man sich als Uerdingen-Fan outete. Wobei ich dafür nicht die Hilfe des FC Bayer benötigte, um als uncool zu gelten.

Jahrelang wurde eine Hallen-Fußball-Stadtmeisterschaft in der Glockenspitz unter den Krefelder Grundschulen ausgetragen, der Drumbo-Cup und unsere Schule nahm ebenfalls teil. Unsere beiden Mannschaften (unsere Erste stand sogar im Finale, was aber gegen die Bonhoefferstraße im 7m-Schießen verloren ging) erhielten u.a. Freikarten für das Bundesliga-Spiel gegen den Karlsruher SC. Wie schon gegen die Stuttgarter Kickers waren es Sitzplatzkarten auf der Südtribüne. Ich nahm mit der zweiten Karte meinen Vater mit und war mächtig stolz, dass ich uns diese Möglichkeit „erspielt“ hatte. Illusionen sind halt manchmal hartnäckig. An dieses Spiel habe ich heute noch ganz gute Erinnerungen. Der KSC ging recht zeitig durch unseren späteren Spieler Rainer Krieg in Führung und Bayer tat sich sehr schwer. Wir spielten in einigermaßen hässlichen weißroten Trikots und der KSC in dunkelblau. In der zweiten Halbzeit erzielten die Uerdinger durch den eingewechselten Richard Walz den verdienten Ausgleich und unser „Block“ mit seinen glockenhellen Stimmen skandierte „Let´s go, Bayer, let´s go!“ Ich kam mir großartig vor. Noch nie hatte ich etwas Derartiges erlebt. Es hatte so etwas erwachsenes, lautstark im Stadion etwas mitzusingen. Dazu muss man wissen, dass ich die Schüchternheit in Person war.

Rückblickend hätte trotzdem wirklich nicht viel gefehlt und ich wäre langjähriger FC-Fan geworden, doch es kam anders. In der Saison 1993/94 spielte Bayer Uerdingen eine starke Zweitliga-Saison. Ich ertappte mich dabei, dass ich häufiger als üblich die Ergebnisse der Blauroten checkte und ihnen die Daumen drückte. Ab und zu lief ich während der Spiele zum Eingang Zoobrücke, von dem aus man  Teile des Spielfeldes einsehen konnte und vor allem auch die riesige Anzeigentafel auf der Ost lesen konnte. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich einmal ein perfektes Timing hatte, da Sebastian Hahn gerade ein Tor vor meinen Augen gegen RWE erzielte (Endstand 2:0).

Uerdingen brach gegen Saisonende nicht ein und stieg gemeinsam mit Bochum und 1860 in die Bundesliga auf. Noch immer war ich kein richtiger Fan, aber meine Sympathie hatten diese Underdogs aus der eigenen Stadt irgendwie gewonnen. Nun stand ich zu Beginn der Bundesliga-Saison vor dem Dilemma: Weiterhin meiner Schwärmerei für die Geißböcke nachgehen oder zum  Lokalpatrioten zu werden und Uerdingen supporten. Wir wohnten mittlerweile an der Windmühlenstraße direkt am Bockumer Platz und von dort führt ein kleiner Fußweg durch die Kleingärten, über die Sollbrüggenstraße, vorbei an der damals englischen Schule, den Ausläufern des Sollbrüggen-Parks mit seinem coolen Spielplatz über den Sonnenhof direkt bis zum Nebeneingang Zoobrücke. Auch aus pragmatischen Gründen dachte ich damals: Was soll ich einen Bundesligisten 60 km entfernt unterstützen, wenn ich hier direkt einen vor der Haustür habe?

Das erste Saisonspiel zuhause gegen den MSV verfolgte ich am Radio und war sehr enttäuscht, dass die Duisburger von der anderen Rheinseite in Führung gingen, doch einen schnell ausgeführten Freistoß konnte Günter Bittengel aus spitzem Winkel über die Linie drücken. Wahnsinn, wie clever diese Uerdinger, war mein gefährlicher Trugschluss damals.

Ich war mittlerweile auf der weiterführenden Schule und stellte fest, dass in der Klasse außer mir noch vier andere Uerdingen-Fans waren. Mit meinem besten Schulfreund ging ich vereinzelt zu den Spielen. An ein 0:2 gegen den verhassten BVB in der proppenvollen Grotenburg kann ich mich erinnern, ein 0:1 gegen die noch mehr verhassten Leverkusener (die durch ein Elfmetertor des Weltmeisters Rudi Völler gewannen), ein 0:0 gegen den KSC (wobei man eher sagen musste, Bernd Dreher gegen den KSC, der alles aber auch alles entschärfte, was auf sein Tor kam), ein 3:1 gegen Dresden etc. Das vorletzte Heimspiel der Saison war das Abstiegs-Derby gegen den VfL Bochum. Wir waren entsetzt auf der Ost, als Peter Peschel unsere Führung durch Feldhoff in der 81. Minuten noch ausgleichen konnte. Ich kann mich noch sehr deutlich dran erinnern, dass ich zu meinem Freund meinte: Ich weiß nicht wie, aber wir gewinnen das noch! Mantraartig betete ich das vor, obwohl ich selber nicht recht dran glaubte. Dann auf einmal viel Platz für Bayer auf der rechten Seite und der eingewechselte Axel Jüptner legt den Ball flach in die Mitte zu Rainer Krieg (ebenfalls eingewechselt) und der schaufelt den Ball an den Innenpfosten und von dort ins Tor. Riesiger unbändiger Jubel. Aber es galt noch die Nachspielzeit zu überstehen und wie so oft in dieser Saison rettete uns Bernd Dreher den Arsch mit einer Wahnsinnsreaktion. 2:1 gewonnen. Am letzten Spieltag schlugen wir noch die späteren Pokalsieger aus Mönchengladbach mit 3:2. Klassenerhalt against all odds geschafft und nie auf einem Abstiegsplatz gestanden.

In der ersten Saison als KFC Uerdingen 05 waren ich und meine Kumpels deutlich häufiger im Stadion als in der Teaser-Saison ein Jahr zuvor. Direkt im ersten Heimspiel gab es ein 1:1 gegen die Eintracht. In dieser Saison wurde auch in der Bundesliga von 2 auf 3 Punkten für einen Sieg umgestellt. Was dem KFC nicht wirklich in die Karten spielte. Auch in dieser Saison gab es Knallerspiele, wenn auch nur vereinzelt. Das erste davon war das 3:0 gegen das damalige Spitzenteam von Werder Bremen. Aber es zeichnete sich recht früh in der Saison ab, dass wir es dieses Jahr sehr schwer haben würden, die Klasse zu halten. Zu viele eigene Führungen wurden vergeben und zu viele überlegene Spiele endeten Remis. Als wir zum Ende der Hinrunde in einem Schnee-Heimspiel gegen St.Pauli zweimal in Führung gingen, aber am Ende 2:5 verloren, nicht zuletzt durch einen hervorragend aufgelegten, weil dreifachen Torschützen Thomas Sobotzik, heulte ich vor Wut und Verzweiflung vor dem Fernseher. Meine neue Liebe bekam ihren ersten Knacks. Wie konnte das sein, dass wir so bitter die Spiele verlieren? Weitere harte Spiele live vor Ort waren das 1:6 gegen die Bayern, das 1:3 gegen die Fortuna, ein weiteres 0:2 gegen den Deutschen Meister Dortmund (Elfer verschossen, und ein Pfostenschuss und dennoch gewinnt am Ende Dortmund). Dass Horst Steffen diesen Elfmeter (45.) verschoss, habe ich ihm Jahre nicht verziehen, es hätte mich einfach brennend interessiert zu wissen, wie wir in die die 2. Halbzeit mit einer Führung im Rücken gegangen wären. Aber auch wie wir Spiele gegen Köln und Kaiserslautern beispielsweise nach eigener Führung nur 1:1 spielten, war mir unerklärlich. Wir waren immer noch für späte Gegentore gut, trafen selber aber nur selten so spät.

Das letzte große Highlight in dieser Saison war das Heimspiel gegen Leverkusen, die ebenfalls höchst abstiegsgefährdet waren und wir sie satt mit 3:0 wegklatschten. Diese punktuellen Siege in einer insgesamt desaströsen Saison waren echt Balsam für die geschundene Seele und umso überschwänglicher stimmte damals der Fanblock zur Titel-Melodie von Flipper an: „Wir singen Bayer, Bayer…… zweite Liga. Oh, ist das schön, Euch wiederzusehen!“ Im letzten Heimspiel ging es wie in der Vorsaison auch wieder gegen MG, doch diesmal verloren wir 0:2.

Uerdingen wurde bundesweit für seine geringe Anhängerschaft verhöhnt. In einem Flutlicht-Auswärtsspiel in Rostock waren es mal handgezählte 17 Nasen. Was für einiges Gelächter sorgte.

Für mich waren die wenigen Lichtblicke der Saison die elf Tore von Erik Meijer und die Schlitzohrigkeit von Günter Bittengel.

Wenn ich heute als Enddreißiger so über mein Fan-Dasein sinniere, muss ich selber lachen. Direkt in meinen beiden ersten Fan-Jahren erlebte ich die Hochphase in der 1.Liga (1994-1996), von da ging es ligatechnisch nur noch bergab. 3 Jahre zweite Liga und dann glaube ich 5 Jahre 3.Liga, ehe es dann richtig gruselig wurde. Im Freundes- und Bekanntenkreis gab es aber bis heute immer Uerdingen-Fans oder zumindest –sympathisanten, weswegen man sich nicht ganz allein vorkam. Es waren tolle Spiele dabei: Unvergessen das Straelen-Spiel, wo ich drauf und dran war Erhan Albayrak zu lynchen, der einmal aus 3-4 m an den Pfosten köpfte und das Kunststück fertig brachte, zweimal das verwaiste Tor nicht zu treffen (jeweils nur ein Abwehrspieler auf der Linie und der Keeper bereits geschlagen). Das war ein unfassbarer Mob und ein frenetischer Jubel. Wildfremde Leute lagen sich auf der Ost in den Armen, Mega. Hätte man mir mal gesagt, dass ich mal wegen einem Sieg in einem 6.Liga-Spiel knapp 10 Jahre später noch Gänsehaut bekommen würde….

Das erste Spiel in der 5.Liga (NRW-Liga) im Stadion am Schloss Strünkede in Herne war auch so ein Knaller. Der vierfache Höfler.

Das 4:2 im Rhein-Energie-Stadion gegen die Viktoria.

Ich könnte hier noch Myriaden Spiele und Anekdoten aufzählen und es macht mich bis heute glücklich. Erklären kann ich es nicht, weil mir mindestens genauso viele bittere Niederlagen, unnötige Unentschieden, Eskapaden, Skandale, Fremdscham-Situationen, Absurditäten etc. einfallen. Mittlerweile bin ich an einem Punkt angelangt, dass ich mir denke, der KFC ist wie eine Parabel über Leben: Manchmal gleißend schön und episch, normalerweise ein bisschen hausbacken und manchmal auch richtig räudig, aber am Ende Tages hält man durch und denkt sich: Leck meine Stiefel, Schicksal! Oeding against all Odds! Fuck you all!


10
Ötzi
Sehr schön! Das 3:0 gegen Lev ist mir auch immer im Kopf geblieben. Und auch die Gesänge. Waren nichtmal 6000 Zuschauer glaube ich.


Sind die Säcke nicht in dem Jahr nicht abgestiegen am letzten Spieltag, weil Sergio am letzten Spieltag gegen den FCK den Ball grob unsportlich nach einem Schuß ins Seitenaus wegen einer Verletzung den Ball nicht zu den Lauterern zurückeinwarf und die Pillen daraus dann ein Tor erzielt haben ? Der Brehme hat Rotz und Wasser geheult.


Wie gesagt, schöner Text !

1
Ja genau! Und Markus Münch hat das Tor gemacht. Ich hab damals auch den Lauterern die Daumen gedrückt, aber Pavel Kuka war einfach der mega Chancentod.
0
Antwort auf Grotenolm

How to become an Uerdinger…


Soweit ich mich erinnere, war mir auch als Knirps immer bewusst, dass meine Familie und ich in unmittelbarer Nähe von Zoo und Stadion wohnten. Wir konnten das Brüllen des damaligen Berberlöwen-Pärchens Samson und Leila in unserer Wohnung hören, ebenso wie das heisere Rufen der Seelöwen. Vom Fußball allerdings bekam ich in den ersten drei Jahren verständlicherweise nicht allzu viel mit. Mein Vater erzählte mir Jahre später, dass er gerne zur 2. Halbzeit zu Heimspielen ging, weil man damals noch Zuschauer ab einer gewissen Spielzeit kostenlos ins Stadion ließ. Er war schon immer McSparstrumpf. Mich beeindruckten an der Grotenburg die hohen Flutlichtmasten und die steile Stehplatz-Tribüne Ost. Diese Ost-Tribüne sollte meine Heimat für unzählige Heimspiele in sechs verschiedenen Ligen werden. Schon als Kleinkind war ich vom Flutlicht bei Abendspielen schwer beeindruckt. Es übte eine undefinierbare Anziehungskraft aus.

Mein erstes Spiel war eine Bundesliga-Partie zwischen Bayer 05 und den Stuttgarter Kickers anno 1989. Ein guter Freund meines Vaters hatte Freikarten und nahm seine älteste Tochter, mich und meinen Vater mit. Wobei „Freikarten“ ein wenig zu sehr nach exklusivem Privileg klingt, die Wahrheit ist: Damals wie heute war es kein Problem an Karten zu kommen, da das Stadion angesichts der überschaubaren Resonanz unverhältnismäßig groß erschien. Die Freikarten-Aktion war wohl eher der verzweifelte Versuch, ein paar arglose und/oder geizige Fußballinteressierte zum letzten Heimspiel ins Stadion zu spülen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich sehr aufgeregt war und alles im Stadion spannend fand. Bayer spielte in Blaurot und die Gäste in Weiß. An den Spielverlauf habe ich keinerlei bleibende Erinnerungen behalten, Jahrzehnte später googelte ich einmal dieses Spiel, um mir die Statistik anzusehen. Sowohl ich als auch die Tochter des Freundes meines Vaters langweilten uns schnell, weil uns nicht klar war, wie langatmig so ein Spiel sein kann (ein typisches Uerdinger Phänomen) und spielten auf der Sitzplatztribüne. Am Ende hatten die Stuttgarter mit 3:1 gewonnen (was ihren Abstieg aber nicht verhindern konnte).

Anders als bei Nick Hornby, der bei seinem ersten Stadionbesuch direkt von seinen Gunners im Highbury-Stadion angefixt war, wusste ich noch nicht wirklich was mit diesen Eindrücken anzufangen und es war auch nicht so, dass ich total enttäuscht war.

In der Grundschule entwickelte ich zunächst eine starke Sympathie für den 1.FC Köln. Mein Onkel, der ältere Bruder meines Vaters kam aus Köln und meine drei Cousins und meine Cousine waren wie Geschwister für mich. Immer wenn wir „Krefelder“ unsere Familie in Köln besuchten oder umgekehrt (und das taten wir häufig), war es für mich wie in die große Welt zu reisen. Krefeld war immer sehr beschaulich und eine Fahrt über die A57 in die Kölner Südstadt nach Klettenberg hatte immer etwas Aufregendes. Aufgrund des hervorragenden Verhältnisses zu meinen Cousins kam ich zu dem Schluss, dass Köln grundsätzlich als positiv und attraktiv zu betrachten war. Also musste auch der FC potentiell ein Sympathieverein sein. Die Ironie war, dass sich meine Cousins bis heute nicht viel aus Fußball machen (höchstens mal Spiele der Nationalmannschaft schauten), aber den FC nicht wirklich unterstützen. Von Toni Polster, Pierre Littbarski, Bodo Illgner und Co war ich direkt begeistert. Ich fieberte jedes Wochenende in der Sportschau mit. Damals gab es noch nicht diese mediale Reizüberflutung und man konnte es sehr leicht schaffen, sich bis zur 18h-Sportschau nicht spoilern zu lassen, wie die Spiele ausgegangen waren.

1993 spielte der FC in der Grotenburg am letzten Spieltag der Saison und mein Vater ging mit mir ins Stadion, d.h. eigentlich nur zu den letzten 20 Minuten, da wir auf den freien Eintritt warteten. Wir sahen bei sehr heißen Temperaturen einen mehr als räudigen Kick (0:0) und irgendwie stellte dieses Spiel bereits einen Vorboten des Schicksals dar. Mein (Noch-)Lieblingsverein gegen meine baldige große Liebe und Heimatverein. In der Hinrunde hatte ich noch vor Freude gegluckst, dass „meine“ Kölner den Uerdingern mit 5:0 das Fell über die Ohren zogen. Ich war zu dieser Zeit voll auf Kölner Seite. Eine Sympathie für die Uerdinger schien überhaupt nicht in Betracht zu kommen.

In der Grundschule gab es einige Fußball-Fans in der Klasse, aber diese huldigten entweder Gladbach, Dortmund oder anderen üblicheren Verdächtigen. Interessante Randnotiz: Ich ging in eine Klasse mit Ahmet Cebe, der es Jahre später über den KFC zum Profi schaffen sollte.

Schon in der Schule war klar, dass der FC Bayer 05 einzig mit Hohn und Spott zu rechnen hatte. Eine graue Maus unter den Bundesligavereinen und das Image einer Fahrstuhl-Mannschaft. Es war also nicht gerade en vogue, Uerdingen zu unterstützen. Man galt quasi automatisch als sehr uncool, wenn man sich als Uerdingen-Fan outete. Wobei ich dafür nicht die Hilfe des FC Bayer benötigte, um als uncool zu gelten.

Jahrelang wurde eine Hallen-Fußball-Stadtmeisterschaft in der Glockenspitz unter den Krefelder Grundschulen ausgetragen, der Drumbo-Cup und unsere Schule nahm ebenfalls teil. Unsere beiden Mannschaften (unsere Erste stand sogar im Finale, was aber gegen die Bonhoefferstraße im 7m-Schießen verloren ging) erhielten u.a. Freikarten für das Bundesliga-Spiel gegen den Karlsruher SC. Wie schon gegen die Stuttgarter Kickers waren es Sitzplatzkarten auf der Südtribüne. Ich nahm mit der zweiten Karte meinen Vater mit und war mächtig stolz, dass ich uns diese Möglichkeit „erspielt“ hatte. Illusionen sind halt manchmal hartnäckig. An dieses Spiel habe ich heute noch ganz gute Erinnerungen. Der KSC ging recht zeitig durch unseren späteren Spieler Rainer Krieg in Führung und Bayer tat sich sehr schwer. Wir spielten in einigermaßen hässlichen weißroten Trikots und der KSC in dunkelblau. In der zweiten Halbzeit erzielten die Uerdinger durch den eingewechselten Richard Walz den verdienten Ausgleich und unser „Block“ mit seinen glockenhellen Stimmen skandierte „Let´s go, Bayer, let´s go!“ Ich kam mir großartig vor. Noch nie hatte ich etwas Derartiges erlebt. Es hatte so etwas erwachsenes, lautstark im Stadion etwas mitzusingen. Dazu muss man wissen, dass ich die Schüchternheit in Person war.

Rückblickend hätte trotzdem wirklich nicht viel gefehlt und ich wäre langjähriger FC-Fan geworden, doch es kam anders. In der Saison 1993/94 spielte Bayer Uerdingen eine starke Zweitliga-Saison. Ich ertappte mich dabei, dass ich häufiger als üblich die Ergebnisse der Blauroten checkte und ihnen die Daumen drückte. Ab und zu lief ich während der Spiele zum Eingang Zoobrücke, von dem aus man  Teile des Spielfeldes einsehen konnte und vor allem auch die riesige Anzeigentafel auf der Ost lesen konnte. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich einmal ein perfektes Timing hatte, da Sebastian Hahn gerade ein Tor vor meinen Augen gegen RWE erzielte (Endstand 2:0).

Uerdingen brach gegen Saisonende nicht ein und stieg gemeinsam mit Bochum und 1860 in die Bundesliga auf. Noch immer war ich kein richtiger Fan, aber meine Sympathie hatten diese Underdogs aus der eigenen Stadt irgendwie gewonnen. Nun stand ich zu Beginn der Bundesliga-Saison vor dem Dilemma: Weiterhin meiner Schwärmerei für die Geißböcke nachgehen oder zum  Lokalpatrioten zu werden und Uerdingen supporten. Wir wohnten mittlerweile an der Windmühlenstraße direkt am Bockumer Platz und von dort führt ein kleiner Fußweg durch die Kleingärten, über die Sollbrüggenstraße, vorbei an der damals englischen Schule, den Ausläufern des Sollbrüggen-Parks mit seinem coolen Spielplatz über den Sonnenhof direkt bis zum Nebeneingang Zoobrücke. Auch aus pragmatischen Gründen dachte ich damals: Was soll ich einen Bundesligisten 60 km entfernt unterstützen, wenn ich hier direkt einen vor der Haustür habe?

Das erste Saisonspiel zuhause gegen den MSV verfolgte ich am Radio und war sehr enttäuscht, dass die Duisburger von der anderen Rheinseite in Führung gingen, doch einen schnell ausgeführten Freistoß konnte Günter Bittengel aus spitzem Winkel über die Linie drücken. Wahnsinn, wie clever diese Uerdinger, war mein gefährlicher Trugschluss damals.

Ich war mittlerweile auf der weiterführenden Schule und stellte fest, dass in der Klasse außer mir noch vier andere Uerdingen-Fans waren. Mit meinem besten Schulfreund ging ich vereinzelt zu den Spielen. An ein 0:2 gegen den verhassten BVB in der proppenvollen Grotenburg kann ich mich erinnern, ein 0:1 gegen die noch mehr verhassten Leverkusener (die durch ein Elfmetertor des Weltmeisters Rudi Völler gewannen), ein 0:0 gegen den KSC (wobei man eher sagen musste, Bernd Dreher gegen den KSC, der alles aber auch alles entschärfte, was auf sein Tor kam), ein 3:1 gegen Dresden etc. Das vorletzte Heimspiel der Saison war das Abstiegs-Derby gegen den VfL Bochum. Wir waren entsetzt auf der Ost, als Peter Peschel unsere Führung durch Feldhoff in der 81. Minuten noch ausgleichen konnte. Ich kann mich noch sehr deutlich dran erinnern, dass ich zu meinem Freund meinte: Ich weiß nicht wie, aber wir gewinnen das noch! Mantraartig betete ich das vor, obwohl ich selber nicht recht dran glaubte. Dann auf einmal viel Platz für Bayer auf der rechten Seite und der eingewechselte Axel Jüptner legt den Ball flach in die Mitte zu Rainer Krieg (ebenfalls eingewechselt) und der schaufelt den Ball an den Innenpfosten und von dort ins Tor. Riesiger unbändiger Jubel. Aber es galt noch die Nachspielzeit zu überstehen und wie so oft in dieser Saison rettete uns Bernd Dreher den Arsch mit einer Wahnsinnsreaktion. 2:1 gewonnen. Am letzten Spieltag schlugen wir noch die späteren Pokalsieger aus Mönchengladbach mit 3:2. Klassenerhalt against all odds geschafft und nie auf einem Abstiegsplatz gestanden.

In der ersten Saison als KFC Uerdingen 05 waren ich und meine Kumpels deutlich häufiger im Stadion als in der Teaser-Saison ein Jahr zuvor. Direkt im ersten Heimspiel gab es ein 1:1 gegen die Eintracht. In dieser Saison wurde auch in der Bundesliga von 2 auf 3 Punkten für einen Sieg umgestellt. Was dem KFC nicht wirklich in die Karten spielte. Auch in dieser Saison gab es Knallerspiele, wenn auch nur vereinzelt. Das erste davon war das 3:0 gegen das damalige Spitzenteam von Werder Bremen. Aber es zeichnete sich recht früh in der Saison ab, dass wir es dieses Jahr sehr schwer haben würden, die Klasse zu halten. Zu viele eigene Führungen wurden vergeben und zu viele überlegene Spiele endeten Remis. Als wir zum Ende der Hinrunde in einem Schnee-Heimspiel gegen St.Pauli zweimal in Führung gingen, aber am Ende 2:5 verloren, nicht zuletzt durch einen hervorragend aufgelegten, weil dreifachen Torschützen Thomas Sobotzik, heulte ich vor Wut und Verzweiflung vor dem Fernseher. Meine neue Liebe bekam ihren ersten Knacks. Wie konnte das sein, dass wir so bitter die Spiele verlieren? Weitere harte Spiele live vor Ort waren das 1:6 gegen die Bayern, das 1:3 gegen die Fortuna, ein weiteres 0:2 gegen den Deutschen Meister Dortmund (Elfer verschossen, und ein Pfostenschuss und dennoch gewinnt am Ende Dortmund). Dass Horst Steffen diesen Elfmeter (45.) verschoss, habe ich ihm Jahre nicht verziehen, es hätte mich einfach brennend interessiert zu wissen, wie wir in die die 2. Halbzeit mit einer Führung im Rücken gegangen wären. Aber auch wie wir Spiele gegen Köln und Kaiserslautern beispielsweise nach eigener Führung nur 1:1 spielten, war mir unerklärlich. Wir waren immer noch für späte Gegentore gut, trafen selber aber nur selten so spät.

Das letzte große Highlight in dieser Saison war das Heimspiel gegen Leverkusen, die ebenfalls höchst abstiegsgefährdet waren und wir sie satt mit 3:0 wegklatschten. Diese punktuellen Siege in einer insgesamt desaströsen Saison waren echt Balsam für die geschundene Seele und umso überschwänglicher stimmte damals der Fanblock zur Titel-Melodie von Flipper an: „Wir singen Bayer, Bayer…… zweite Liga. Oh, ist das schön, Euch wiederzusehen!“ Im letzten Heimspiel ging es wie in der Vorsaison auch wieder gegen MG, doch diesmal verloren wir 0:2.

Uerdingen wurde bundesweit für seine geringe Anhängerschaft verhöhnt. In einem Flutlicht-Auswärtsspiel in Rostock waren es mal handgezählte 17 Nasen. Was für einiges Gelächter sorgte.

Für mich waren die wenigen Lichtblicke der Saison die elf Tore von Erik Meijer und die Schlitzohrigkeit von Günter Bittengel.

Wenn ich heute als Enddreißiger so über mein Fan-Dasein sinniere, muss ich selber lachen. Direkt in meinen beiden ersten Fan-Jahren erlebte ich die Hochphase in der 1.Liga (1994-1996), von da ging es ligatechnisch nur noch bergab. 3 Jahre zweite Liga und dann glaube ich 5 Jahre 3.Liga, ehe es dann richtig gruselig wurde. Im Freundes- und Bekanntenkreis gab es aber bis heute immer Uerdingen-Fans oder zumindest –sympathisanten, weswegen man sich nicht ganz allein vorkam. Es waren tolle Spiele dabei: Unvergessen das Straelen-Spiel, wo ich drauf und dran war Erhan Albayrak zu lynchen, der einmal aus 3-4 m an den Pfosten köpfte und das Kunststück fertig brachte, zweimal das verwaiste Tor nicht zu treffen (jeweils nur ein Abwehrspieler auf der Linie und der Keeper bereits geschlagen). Das war ein unfassbarer Mob und ein frenetischer Jubel. Wildfremde Leute lagen sich auf der Ost in den Armen, Mega. Hätte man mir mal gesagt, dass ich mal wegen einem Sieg in einem 6.Liga-Spiel knapp 10 Jahre später noch Gänsehaut bekommen würde….

Das erste Spiel in der 5.Liga (NRW-Liga) im Stadion am Schloss Strünkede in Herne war auch so ein Knaller. Der vierfache Höfler.

Das 4:2 im Rhein-Energie-Stadion gegen die Viktoria.

Ich könnte hier noch Myriaden Spiele und Anekdoten aufzählen und es macht mich bis heute glücklich. Erklären kann ich es nicht, weil mir mindestens genauso viele bittere Niederlagen, unnötige Unentschieden, Eskapaden, Skandale, Fremdscham-Situationen, Absurditäten etc. einfallen. Mittlerweile bin ich an einem Punkt angelangt, dass ich mir denke, der KFC ist wie eine Parabel über Leben: Manchmal gleißend schön und episch, normalerweise ein bisschen hausbacken und manchmal auch richtig räudig, aber am Ende Tages hält man durch und denkt sich: Leck meine Stiefel, Schicksal! Oeding against all Odds! Fuck you all!


Toll erzählt, GROTENOLM 


bin 20 Jahre älter  und meine Liebe zu Uerdingen begann 74/75 

Beim Lesen Deines Textes kommen auch bei  mir Erinnerungen hoch, incl.  Gänsepelle!!!


 👍😉💙💖

1
Soao
Antwort auf Grotenolm

How to become an Uerdinger…


Soweit ich mich erinnere, war mir auch als Knirps immer bewusst, dass meine Familie und ich in unmittelbarer Nähe von Zoo und Stadion wohnten. Wir konnten das Brüllen des damaligen Berberlöwen-Pärchens Samson und Leila in unserer Wohnung hören, ebenso wie das heisere Rufen der Seelöwen. Vom Fußball allerdings bekam ich in den ersten drei Jahren verständlicherweise nicht allzu viel mit. Mein Vater erzählte mir Jahre später, dass er gerne zur 2. Halbzeit zu Heimspielen ging, weil man damals noch Zuschauer ab einer gewissen Spielzeit kostenlos ins Stadion ließ. Er war schon immer McSparstrumpf. Mich beeindruckten an der Grotenburg die hohen Flutlichtmasten und die steile Stehplatz-Tribüne Ost. Diese Ost-Tribüne sollte meine Heimat für unzählige Heimspiele in sechs verschiedenen Ligen werden. Schon als Kleinkind war ich vom Flutlicht bei Abendspielen schwer beeindruckt. Es übte eine undefinierbare Anziehungskraft aus.

Mein erstes Spiel war eine Bundesliga-Partie zwischen Bayer 05 und den Stuttgarter Kickers anno 1989. Ein guter Freund meines Vaters hatte Freikarten und nahm seine älteste Tochter, mich und meinen Vater mit. Wobei „Freikarten“ ein wenig zu sehr nach exklusivem Privileg klingt, die Wahrheit ist: Damals wie heute war es kein Problem an Karten zu kommen, da das Stadion angesichts der überschaubaren Resonanz unverhältnismäßig groß erschien. Die Freikarten-Aktion war wohl eher der verzweifelte Versuch, ein paar arglose und/oder geizige Fußballinteressierte zum letzten Heimspiel ins Stadion zu spülen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich sehr aufgeregt war und alles im Stadion spannend fand. Bayer spielte in Blaurot und die Gäste in Weiß. An den Spielverlauf habe ich keinerlei bleibende Erinnerungen behalten, Jahrzehnte später googelte ich einmal dieses Spiel, um mir die Statistik anzusehen. Sowohl ich als auch die Tochter des Freundes meines Vaters langweilten uns schnell, weil uns nicht klar war, wie langatmig so ein Spiel sein kann (ein typisches Uerdinger Phänomen) und spielten auf der Sitzplatztribüne. Am Ende hatten die Stuttgarter mit 3:1 gewonnen (was ihren Abstieg aber nicht verhindern konnte).

Anders als bei Nick Hornby, der bei seinem ersten Stadionbesuch direkt von seinen Gunners im Highbury-Stadion angefixt war, wusste ich noch nicht wirklich was mit diesen Eindrücken anzufangen und es war auch nicht so, dass ich total enttäuscht war.

In der Grundschule entwickelte ich zunächst eine starke Sympathie für den 1.FC Köln. Mein Onkel, der ältere Bruder meines Vaters kam aus Köln und meine drei Cousins und meine Cousine waren wie Geschwister für mich. Immer wenn wir „Krefelder“ unsere Familie in Köln besuchten oder umgekehrt (und das taten wir häufig), war es für mich wie in die große Welt zu reisen. Krefeld war immer sehr beschaulich und eine Fahrt über die A57 in die Kölner Südstadt nach Klettenberg hatte immer etwas Aufregendes. Aufgrund des hervorragenden Verhältnisses zu meinen Cousins kam ich zu dem Schluss, dass Köln grundsätzlich als positiv und attraktiv zu betrachten war. Also musste auch der FC potentiell ein Sympathieverein sein. Die Ironie war, dass sich meine Cousins bis heute nicht viel aus Fußball machen (höchstens mal Spiele der Nationalmannschaft schauten), aber den FC nicht wirklich unterstützen. Von Toni Polster, Pierre Littbarski, Bodo Illgner und Co war ich direkt begeistert. Ich fieberte jedes Wochenende in der Sportschau mit. Damals gab es noch nicht diese mediale Reizüberflutung und man konnte es sehr leicht schaffen, sich bis zur 18h-Sportschau nicht spoilern zu lassen, wie die Spiele ausgegangen waren.

1993 spielte der FC in der Grotenburg am letzten Spieltag der Saison und mein Vater ging mit mir ins Stadion, d.h. eigentlich nur zu den letzten 20 Minuten, da wir auf den freien Eintritt warteten. Wir sahen bei sehr heißen Temperaturen einen mehr als räudigen Kick (0:0) und irgendwie stellte dieses Spiel bereits einen Vorboten des Schicksals dar. Mein (Noch-)Lieblingsverein gegen meine baldige große Liebe und Heimatverein. In der Hinrunde hatte ich noch vor Freude gegluckst, dass „meine“ Kölner den Uerdingern mit 5:0 das Fell über die Ohren zogen. Ich war zu dieser Zeit voll auf Kölner Seite. Eine Sympathie für die Uerdinger schien überhaupt nicht in Betracht zu kommen.

In der Grundschule gab es einige Fußball-Fans in der Klasse, aber diese huldigten entweder Gladbach, Dortmund oder anderen üblicheren Verdächtigen. Interessante Randnotiz: Ich ging in eine Klasse mit Ahmet Cebe, der es Jahre später über den KFC zum Profi schaffen sollte.

Schon in der Schule war klar, dass der FC Bayer 05 einzig mit Hohn und Spott zu rechnen hatte. Eine graue Maus unter den Bundesligavereinen und das Image einer Fahrstuhl-Mannschaft. Es war also nicht gerade en vogue, Uerdingen zu unterstützen. Man galt quasi automatisch als sehr uncool, wenn man sich als Uerdingen-Fan outete. Wobei ich dafür nicht die Hilfe des FC Bayer benötigte, um als uncool zu gelten.

Jahrelang wurde eine Hallen-Fußball-Stadtmeisterschaft in der Glockenspitz unter den Krefelder Grundschulen ausgetragen, der Drumbo-Cup und unsere Schule nahm ebenfalls teil. Unsere beiden Mannschaften (unsere Erste stand sogar im Finale, was aber gegen die Bonhoefferstraße im 7m-Schießen verloren ging) erhielten u.a. Freikarten für das Bundesliga-Spiel gegen den Karlsruher SC. Wie schon gegen die Stuttgarter Kickers waren es Sitzplatzkarten auf der Südtribüne. Ich nahm mit der zweiten Karte meinen Vater mit und war mächtig stolz, dass ich uns diese Möglichkeit „erspielt“ hatte. Illusionen sind halt manchmal hartnäckig. An dieses Spiel habe ich heute noch ganz gute Erinnerungen. Der KSC ging recht zeitig durch unseren späteren Spieler Rainer Krieg in Führung und Bayer tat sich sehr schwer. Wir spielten in einigermaßen hässlichen weißroten Trikots und der KSC in dunkelblau. In der zweiten Halbzeit erzielten die Uerdinger durch den eingewechselten Richard Walz den verdienten Ausgleich und unser „Block“ mit seinen glockenhellen Stimmen skandierte „Let´s go, Bayer, let´s go!“ Ich kam mir großartig vor. Noch nie hatte ich etwas Derartiges erlebt. Es hatte so etwas erwachsenes, lautstark im Stadion etwas mitzusingen. Dazu muss man wissen, dass ich die Schüchternheit in Person war.

Rückblickend hätte trotzdem wirklich nicht viel gefehlt und ich wäre langjähriger FC-Fan geworden, doch es kam anders. In der Saison 1993/94 spielte Bayer Uerdingen eine starke Zweitliga-Saison. Ich ertappte mich dabei, dass ich häufiger als üblich die Ergebnisse der Blauroten checkte und ihnen die Daumen drückte. Ab und zu lief ich während der Spiele zum Eingang Zoobrücke, von dem aus man  Teile des Spielfeldes einsehen konnte und vor allem auch die riesige Anzeigentafel auf der Ost lesen konnte. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich einmal ein perfektes Timing hatte, da Sebastian Hahn gerade ein Tor vor meinen Augen gegen RWE erzielte (Endstand 2:0).

Uerdingen brach gegen Saisonende nicht ein und stieg gemeinsam mit Bochum und 1860 in die Bundesliga auf. Noch immer war ich kein richtiger Fan, aber meine Sympathie hatten diese Underdogs aus der eigenen Stadt irgendwie gewonnen. Nun stand ich zu Beginn der Bundesliga-Saison vor dem Dilemma: Weiterhin meiner Schwärmerei für die Geißböcke nachgehen oder zum  Lokalpatrioten zu werden und Uerdingen supporten. Wir wohnten mittlerweile an der Windmühlenstraße direkt am Bockumer Platz und von dort führt ein kleiner Fußweg durch die Kleingärten, über die Sollbrüggenstraße, vorbei an der damals englischen Schule, den Ausläufern des Sollbrüggen-Parks mit seinem coolen Spielplatz über den Sonnenhof direkt bis zum Nebeneingang Zoobrücke. Auch aus pragmatischen Gründen dachte ich damals: Was soll ich einen Bundesligisten 60 km entfernt unterstützen, wenn ich hier direkt einen vor der Haustür habe?

Das erste Saisonspiel zuhause gegen den MSV verfolgte ich am Radio und war sehr enttäuscht, dass die Duisburger von der anderen Rheinseite in Führung gingen, doch einen schnell ausgeführten Freistoß konnte Günter Bittengel aus spitzem Winkel über die Linie drücken. Wahnsinn, wie clever diese Uerdinger, war mein gefährlicher Trugschluss damals.

Ich war mittlerweile auf der weiterführenden Schule und stellte fest, dass in der Klasse außer mir noch vier andere Uerdingen-Fans waren. Mit meinem besten Schulfreund ging ich vereinzelt zu den Spielen. An ein 0:2 gegen den verhassten BVB in der proppenvollen Grotenburg kann ich mich erinnern, ein 0:1 gegen die noch mehr verhassten Leverkusener (die durch ein Elfmetertor des Weltmeisters Rudi Völler gewannen), ein 0:0 gegen den KSC (wobei man eher sagen musste, Bernd Dreher gegen den KSC, der alles aber auch alles entschärfte, was auf sein Tor kam), ein 3:1 gegen Dresden etc. Das vorletzte Heimspiel der Saison war das Abstiegs-Derby gegen den VfL Bochum. Wir waren entsetzt auf der Ost, als Peter Peschel unsere Führung durch Feldhoff in der 81. Minuten noch ausgleichen konnte. Ich kann mich noch sehr deutlich dran erinnern, dass ich zu meinem Freund meinte: Ich weiß nicht wie, aber wir gewinnen das noch! Mantraartig betete ich das vor, obwohl ich selber nicht recht dran glaubte. Dann auf einmal viel Platz für Bayer auf der rechten Seite und der eingewechselte Axel Jüptner legt den Ball flach in die Mitte zu Rainer Krieg (ebenfalls eingewechselt) und der schaufelt den Ball an den Innenpfosten und von dort ins Tor. Riesiger unbändiger Jubel. Aber es galt noch die Nachspielzeit zu überstehen und wie so oft in dieser Saison rettete uns Bernd Dreher den Arsch mit einer Wahnsinnsreaktion. 2:1 gewonnen. Am letzten Spieltag schlugen wir noch die späteren Pokalsieger aus Mönchengladbach mit 3:2. Klassenerhalt against all odds geschafft und nie auf einem Abstiegsplatz gestanden.

In der ersten Saison als KFC Uerdingen 05 waren ich und meine Kumpels deutlich häufiger im Stadion als in der Teaser-Saison ein Jahr zuvor. Direkt im ersten Heimspiel gab es ein 1:1 gegen die Eintracht. In dieser Saison wurde auch in der Bundesliga von 2 auf 3 Punkten für einen Sieg umgestellt. Was dem KFC nicht wirklich in die Karten spielte. Auch in dieser Saison gab es Knallerspiele, wenn auch nur vereinzelt. Das erste davon war das 3:0 gegen das damalige Spitzenteam von Werder Bremen. Aber es zeichnete sich recht früh in der Saison ab, dass wir es dieses Jahr sehr schwer haben würden, die Klasse zu halten. Zu viele eigene Führungen wurden vergeben und zu viele überlegene Spiele endeten Remis. Als wir zum Ende der Hinrunde in einem Schnee-Heimspiel gegen St.Pauli zweimal in Führung gingen, aber am Ende 2:5 verloren, nicht zuletzt durch einen hervorragend aufgelegten, weil dreifachen Torschützen Thomas Sobotzik, heulte ich vor Wut und Verzweiflung vor dem Fernseher. Meine neue Liebe bekam ihren ersten Knacks. Wie konnte das sein, dass wir so bitter die Spiele verlieren? Weitere harte Spiele live vor Ort waren das 1:6 gegen die Bayern, das 1:3 gegen die Fortuna, ein weiteres 0:2 gegen den Deutschen Meister Dortmund (Elfer verschossen, und ein Pfostenschuss und dennoch gewinnt am Ende Dortmund). Dass Horst Steffen diesen Elfmeter (45.) verschoss, habe ich ihm Jahre nicht verziehen, es hätte mich einfach brennend interessiert zu wissen, wie wir in die die 2. Halbzeit mit einer Führung im Rücken gegangen wären. Aber auch wie wir Spiele gegen Köln und Kaiserslautern beispielsweise nach eigener Führung nur 1:1 spielten, war mir unerklärlich. Wir waren immer noch für späte Gegentore gut, trafen selber aber nur selten so spät.

Das letzte große Highlight in dieser Saison war das Heimspiel gegen Leverkusen, die ebenfalls höchst abstiegsgefährdet waren und wir sie satt mit 3:0 wegklatschten. Diese punktuellen Siege in einer insgesamt desaströsen Saison waren echt Balsam für die geschundene Seele und umso überschwänglicher stimmte damals der Fanblock zur Titel-Melodie von Flipper an: „Wir singen Bayer, Bayer…… zweite Liga. Oh, ist das schön, Euch wiederzusehen!“ Im letzten Heimspiel ging es wie in der Vorsaison auch wieder gegen MG, doch diesmal verloren wir 0:2.

Uerdingen wurde bundesweit für seine geringe Anhängerschaft verhöhnt. In einem Flutlicht-Auswärtsspiel in Rostock waren es mal handgezählte 17 Nasen. Was für einiges Gelächter sorgte.

Für mich waren die wenigen Lichtblicke der Saison die elf Tore von Erik Meijer und die Schlitzohrigkeit von Günter Bittengel.

Wenn ich heute als Enddreißiger so über mein Fan-Dasein sinniere, muss ich selber lachen. Direkt in meinen beiden ersten Fan-Jahren erlebte ich die Hochphase in der 1.Liga (1994-1996), von da ging es ligatechnisch nur noch bergab. 3 Jahre zweite Liga und dann glaube ich 5 Jahre 3.Liga, ehe es dann richtig gruselig wurde. Im Freundes- und Bekanntenkreis gab es aber bis heute immer Uerdingen-Fans oder zumindest –sympathisanten, weswegen man sich nicht ganz allein vorkam. Es waren tolle Spiele dabei: Unvergessen das Straelen-Spiel, wo ich drauf und dran war Erhan Albayrak zu lynchen, der einmal aus 3-4 m an den Pfosten köpfte und das Kunststück fertig brachte, zweimal das verwaiste Tor nicht zu treffen (jeweils nur ein Abwehrspieler auf der Linie und der Keeper bereits geschlagen). Das war ein unfassbarer Mob und ein frenetischer Jubel. Wildfremde Leute lagen sich auf der Ost in den Armen, Mega. Hätte man mir mal gesagt, dass ich mal wegen einem Sieg in einem 6.Liga-Spiel knapp 10 Jahre später noch Gänsehaut bekommen würde….

Das erste Spiel in der 5.Liga (NRW-Liga) im Stadion am Schloss Strünkede in Herne war auch so ein Knaller. Der vierfache Höfler.

Das 4:2 im Rhein-Energie-Stadion gegen die Viktoria.

Ich könnte hier noch Myriaden Spiele und Anekdoten aufzählen und es macht mich bis heute glücklich. Erklären kann ich es nicht, weil mir mindestens genauso viele bittere Niederlagen, unnötige Unentschieden, Eskapaden, Skandale, Fremdscham-Situationen, Absurditäten etc. einfallen. Mittlerweile bin ich an einem Punkt angelangt, dass ich mir denke, der KFC ist wie eine Parabel über Leben: Manchmal gleißend schön und episch, normalerweise ein bisschen hausbacken und manchmal auch richtig räudig, aber am Ende Tages hält man durch und denkt sich: Leck meine Stiefel, Schicksal! Oeding against all Odds! Fuck you all!


Ein toller Text, voller schöner und schmerzhafter Erinnerungen, danke dafür ;)


Ich bin zur selben Zeit Fan geworden und im ähnlichen Alter. In der Saison 93/94 war ich das erste Mal alleine im Stadion gegen 1860, am Ende der Saison stiegen beide auf. Ich erinnere mich noch an den Fanblock unter der Anzeigetafel mit den Trommlern und das satte Grün des Rasens in der Grotenburg bei Sonnenschein. Ja der Rasen war in meiner Erinnerung einmal ein Wimbeldon Teppich.


Ansonsten sind in meiner Erinnerung zum 2:5 gegen St. Pauli: die Schneebälle die auf Klaus Thomforde, auch bekannt als "das Tier im Tor", flogen. Sowie nach dem desaströsen Ergebnis auch Schneebälle Richtung Anzeigetafel, die an den Trefferstellen nie mehr repariert wurde.


Beim Spiel gegen den BVB meine ich, dass Horst Steffen den Elfmeter wiederholen musste. Den erste Versuch hatte er verwandelt, den zweiten verschossen. Ich hatte damals noch nie in der Bundesliga gesehen, dass ein Elfer wiederholt werden musste. Soviel zu fehlendem Glück trotz teilweise guter Auftritte.


Den Rest der Story kennen wir ja. Die Freunde mit denen man ins Stadion ging schmolz von Abstieg zu Abstieg. Übrig blieb der Kern. Umso balsamreicher waren dann die Aufstiege, zu denen dann auch Glückwünsche derjenigen kamen, die schon viele Jahre nicht mehr im Stadion waren. Schade, dass die Aufbruchstimmung mit dem letzten Spiel in der Grotenburg endete. Aber es wird schon irgendwie weitergehen. We will never surrender.

3
Super Texte! Gehören eigentlich "ganz oben" ins Forum oder in eine eigene Rubrik.

Keiner mag uns - Scheissegal!




3
TimK

Ganz hervorragender Text und ich hab auch die ein oder andere Gänsehaut gehabt. Mein erstes Spiel war das "Rainer-Krieg-Zitterfuß-Tor" gegen Bochum. Wahnsinn.



"Ich könnte hier noch Myriaden Spiele und Anekdoten aufzählen und es macht mich bis heute glücklich. "

Das stimmt so sehr. Ich denke, auch wenn die Zeit rückblickend sicher verklärt ist und viel viel scheiße dabei war, auch gerne an die Zeit, als wir gegen Straelen gewannen, in Wuppertal (bei der zweiten Mannschaft !!!!) mit 3.500 Uerdingern auftauchten und den Aufstieg feierten, die Feier danach in der Grotenburg, die Saison unter Wongrowitz mit der Tormaschine Höfler und und und... Ich erinnere mich aber auch, dass uns ein Lopez Torres mit Turu immer wieder gefickt hat, dass wir in Hönnepel Nidermörmter (sic!) sportlich auf die Fresse bekommen haben und die Spieler vor unserem Block feierten und provozierten und und und... Da war echt mehr Mist als Freude dabei!



 

1
Soao
Antwort auf TimK

Ganz hervorragender Text und ich hab auch die ein oder andere Gänsehaut gehabt. Mein erstes Spiel war das "Rainer-Krieg-Zitterfuß-Tor" gegen Bochum. Wahnsinn.



"Ich könnte hier noch Myriaden Spiele und Anekdoten aufzählen und es macht mich bis heute glücklich. "

Das stimmt so sehr. Ich denke, auch wenn die Zeit rückblickend sicher verklärt ist und viel viel scheiße dabei war, auch gerne an die Zeit, als wir gegen Straelen gewannen, in Wuppertal (bei der zweiten Mannschaft !!!!) mit 3.500 Uerdingern auftauchten und den Aufstieg feierten, die Feier danach in der Grotenburg, die Saison unter Wongrowitz mit der Tormaschine Höfler und und und... Ich erinnere mich aber auch, dass uns ein Lopez Torres mit Turu immer wieder gefickt hat, dass wir in Hönnepel Nidermörmter (sic!) sportlich auf die Fresse bekommen haben und die Spieler vor unserem Block feierten und provozierten und und und... Da war echt mehr Mist als Freude dabei!



 

Oh ja den Torjubel von Hönnepel habe ich auch noch im Kopf, aber nicht nur die Spieler haben gefeiert als hätten sie die Championsleague gewonnen, auch Trainer Schorsch Mewes hat da auf dem Platz gefeiert und wir haben auf der Tribüne gekotzt. Aber er ist schon ein geiler Typ: https://youtu.be/vxQSfu2PXFE

0

Nächste Spiele

04.12. 12:00 KFC Uerd. -:- KFC Uerd.
07.12. 14:00 -:- KFC Uerd.
07.12. 14:00 -:-
07.12. 14:00 -:- KFC Uerd.
07.12. 14:00 FC Dür. -:- Pader2
07.12. 14:00 KFC Uerd. -:- Hkepp
07.12. 14:00 KFC Uerd. -:-
07.12. 14:00 -:- Türk
07.12. 14:00 -:-
07.12. 14:00 S04 II -:- Wiedbr.

Letzte Spiele

30.11. 14:00 1:0
30.11. 14:00 2:0
30.11. 14:00 KFC Uerd. 4:0 Türk
30.11. 14:00 KFC Uerd. 3:2
30.11. 14:00 FC Dür. 2:1 Hkepp
30.11. 14:00 1:2 Pader2
30.11. 14:00 3:2 KFC Uerd.
30.11. 14:00 S04 II 0:1
30.11. 14:00 Wiedbr. 0:1 KFC Uerd.