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120 Jahre KFC UERDINGEN 05

aphex2
Antwort auf klarkopp

Mach dich doch bitte einfach mal schlau was es für einen Verein der entweder gemeinnützig ist oder es wieder werden will, bedeutet Feiern zu veranstalten um dort großen Gewinn einzufahren.

Ich glaube, da musst du dir keine Sorge machen.

Es ist völlig normal, dass gemeinnützige Vereine auch einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb haben. Das muss halt nur getrennt werden und dieser wirtschaftliche Geschäftsbetrieb ist dann natürlich auch "normal" zu versteuern (ab einer bestimmten Umsatzgröße).

Wenn der Verein Merchandise zum Vielfachen der Herstellkosten verkauft oder Bier für 5€ im Stadion, dann macht er ja auch einen "großen" Gewinn.

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klarkopp
Antwort auf aphex2

Ich glaube, da musst du dir keine Sorge machen.

Es ist völlig normal, dass gemeinnützige Vereine auch einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb haben. Das muss halt nur getrennt werden und dieser wirtschaftliche Geschäftsbetrieb ist dann natürlich auch "normal" zu versteuern (ab einer bestimmten Umsatzgröße).

Wenn der Verein Merchandise zum Vielfachen der Herstellkosten verkauft oder Bier für 5€ im Stadion, dann macht er ja auch einen "großen" Gewinn.

Ein Vereinsfest, vorallem an dem auch Nicht-Mitglieder teilnehmen, ist nicht gleich ein normaler wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb.

Klar, lässt sich das alles durch entsprechende Regeln und Angaben bewerkstelligen, aber zu meinen ein Verein kann mal eben ein großes Fest veranstalten nur um möglichst viel Geld einzunehmen, ist nicht ganz so einfach.

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Antwort auf klarkopp

Ein Vereinsfest, vorallem an dem auch Nicht-Mitglieder teilnehmen, ist nicht gleich ein normaler wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb.

Klar, lässt sich das alles durch entsprechende Regeln und Angaben bewerkstelligen, aber zu meinen ein Verein kann mal eben ein großes Fest veranstalten nur um möglichst viel Geld einzunehmen, ist nicht ganz so einfach.

Wie kommst du auf so etwas?

Erstens haben wir die Gemeinnützigkeit aktuell gar nicht und zweitens darfst du schon Einnahmen generieren. Eine Jubiläumsfeier ist doch ein ganz normaler Teil des Vereinslebens und wenn du damit tatsächlich direkte Gewinne erzielst, darfst du sie nur für den Vereinszweck verwenden. Wichtiger ist aber der hat nicht zu beziffernde Effekt in der Außenwirkung auf Mitglieder, Fans und Sponsoren und für Kontaktpflege. Das sorgt für die Einnahmen der Zukunft.

8
Stroem
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KFC Alien

xxxxxxxxx

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Crefelder

Happy Birthday, geliebter Chaos Club. Auf die nächsten 120 Jahre 🥂

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171105

Auch von mir: Herzlichen Glückwunsch, mein Herzensverein !!!

Hatte in der letzten Zeit öfters die Angst, dass Du es nicht bis zum 120. schaffst.

Schön zu sehen, dass Du nun wieder auf dem Wege der Besserung bist.

8
Rycor

Happy birthday, mein geliebter KFC! Du machst mich fertig. Echt! Oft! Eigentlich fast immer!

Aber ich bin stolz, dich jahrzehntelang treu und unbeirrbar begleitet zu haben. Egal, ob die Gegner Bayern München, Atlético Madrid oder Hönnepel-Niedermörmter hießen... Und ich bin froh, dass es erste zarte Anzeichen gibt, dass wir Fans gemeinsam mit dir mal wieder bessere Zeiten erleben könnten. Schön wär´s!

Lass dich feiern! Blau-rote Grüße aus Mittelfranken!

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JP57

Artikel in 11Freunde über die "ungleichen Brüder" heute:

Bayer Uerdingen und Bayer Leverkusen

Ungleiche Brüder

Vor 120 Jahren wurde der FC Uerdingen gegründet. Lange konkurrierte der Klub als Bayer 05 Uerdingen mit Bayer 04 Leverkusen um die Gunst des Mutterkonzerns. Am Ende zogen die Krefelder den Kürzeren.

Von Tim Jürgens

17.11.2025, 13.35 Uhr • aus 11FREUNDE SPEZIAL 2/2023



Bis zum Schluss ist von Bruderliebe nichts zu spüren. Als Bayer 04 Leverkusen am 30. April 1996 zum letzten Mal zu einem Bundesligaspiel in der Grotenburg-Kampfbahn aufläuft, trifft die Elf aus dem Mutterwerk auf einen kampfbereiten Gegner und 8100 feindselig gesinnte Fans. Der KFC Uerdingen, wie sich der Krefelder Klub seit dem Rückzug der Bayer AG als Namens- und Geldgeber im Jahr zuvor neuerdings nennt, hat nach 30 Spieltagen nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt. Das Team von Friedhelm Funkel, mit einem Etat von 9,5 Millionen Mark das mit Abstand finanzschwächste der Liga, liegt als Tabellenletzter elf Punkte hinterm rettenden Ufer. Wie sich die Uerdinger auch mühen; ohne die Konzernzuschüsse, die dem Klub über zwei Dekaden insgesamt 14 Erstligajahre beschert haben, ist der Abstieg unausweichlich geworden. Dem Verein steht in den kommenden Jahren eine Odyssee bis hinunter in die sechste Liga bevor.

Bevor es so weit ist, reist ein letztes Mal der große Bruder aus Leverkusen an. Die Aufstellungen zeigen eindrucksvoll, wie groß der Klassenunterschied zwischen Bayer 04 und Bayer 05 inzwischen ist: Während die Elf vom Stammsitz mit Nationalspielern wie Carsten Ramelow, Ulf Kirsten, Rudi Völler oder Christian Wörns gespickt ist, heißen die Uerdinger Stars Erik Meiler, Marek Lesniak und Heiko Laessig. Leverkusen erlaubt es sich sogar, den großen Bernd Schuster nach Konflikten mit Trainer Erich Ribbeck zu suspendieren. Doch auch „Sir Erich“ hat sich zwei Tage vor dem Auswärtsspiel in Krefeld seine Papiere abgeholt. Acht Jahre, nachdem er mit dem Werksklub den UEFA-Cup gewonnen hat, wirkt der stilbewusste Coach inzwischen wie aus der Zeit gefallen. Sein Co-Trainer Peter Hermann betreut nun interimsmäßig die schlingernde Bayer-Elf, die in der Grotenburg kläglich mit 0:3 unterliegt und vom einstigen Konzernrivalen tief in den Abstiegsstrudel hineingezogen wird.

Ein einmaliger Vorgang in der Ligageschichte

Es ist die Rache für einen bis dato einmaligen Vorgang in der Ligageschichte. 42 Jahre, nachdem die Krefelder mit der Uerdinger Bayer-Werksportgruppe fusioniert sind, hat sich der Konzern im Sommer 1995 aus dem Sponsoring am niederrheinischen Standort zurückgezogen. Mehrfach fangen die Kameras während der Partie auf der Tribüne zwei Männer ein, denen die Panik ins Gesicht geschrieben ist. Neben Manager Reiner Calmund sitzt dort der Bayer-Sportbeauftragte Jürgen von Einem, der seit 1992 die Neuordnung des Sponsorings vorantreibt. Von Einem ist ein kühler Macher, dem jegliche Sentimentalität fernliegt. Unter seiner Ägide werden nach und nach diversen Sportabteilungen, die unterm Bayer-Kreuz firmieren — vom Boxen übers Tennis bis zum Basketball —, Budgets gekürzt oder gar gestrichen. „Die Gelder des Konzerns stellen eine Werbe-Investition dar, zurück kommt ein Werbe-Effekt, der den ,Return on Investment' darstellt“, erklärt von Einem im eisigen Marketingsprech. Heißt: Was keine internationale Resonanz für die Marke verspricht, wird nicht mehr berücksichtigt. Unter dieser Prämisse senkt Bayer 1995 den Daumen über der Uerdinger Fußballabteilung, um fortan alle Gelder bei Bayer 04 am Hauptstandort zu konzentrieren. Damit den Verpflichtungen von Stars wie Völler, Kirsten oder Schuster nun bald auch Titel und Auftritte in der Champions League in Serie folgen. Und Bayer global nicht mehr nur mit Aspirin assoziiert wird, sondern mit attraktivem Fußball.

Leverkusener Klublegenden: Reiner Calmund und Jürgen Gelsdorf.

Leverkusener Klublegenden: Reiner Calmund und Jürgen Gelsdorf.

Foto: Horstmüller

Von diesen hohen Erwartungen sind die Leverkusener in dieser Aprilnacht 1996 jedoch meilenweit entfernt. Friedhelm Funkel ist noch immer bitter enttäuscht über Von Einems rigide Maßnahmen. Der Trainer hat 1973 im Krefelder Bayer-Werk seine Lehre als Großhandelskaufmann begonnen. Er hat fast seine komplette Profizeit bei Bayer 05 verbracht, ist Rekordspieler und -torschütze der Uerdinger. Und performt auch als Coach deutlich über den Möglichkeiten, die ihm der beschränkte finanzielle Rahmen lässt. Den gestopften Profis vom Mutterkonzern in der Krise eine Handbreit entgegenzukommen, käme Funkel niemals in den Sinn.

Schon zu seiner aktiven Zeit war es Usus, dass vor Partien gegen Leverkusen die Siegprämien verdoppelt wurden. Seiner abstiegsbedrohten Elf muss er nicht erklären, dass es an diesem Tag um weit mehr als um Geld geht. Leverkusen-Keeper Rüdiger Vollborn, der das Match von der Bank aus verfolgt, hat seit 1981 viele dieser Derbys erlebt. Dass die Duelle stets aggressiv geführt werden, ist für ihn nichts Neues. „In diesem Spiel aber war deutlich spürbar„, so Vollborn, „die wollen uns um jeden Preis mit runternehmen!“

Es ist das letzte Aufbaumen in einer Rivalität, in der die Krefelder über die Jahre immer mehr ins Hintertreffen geraten sind. Begonnen hat die gemeinsame Erstligazeit in unfriedlicher Koexistenz am 13. Mai 1979. Am 35. Spieltag der zweiten Liga Nord kommt es im Ulrich-Haberland-Stadion zum Showdown: Tabellenführer Leverkusen holt zu Hause gegen die zweitplatzierten Uerdinger einen 0:3-Rückstand auf und steigt vorzeitig in die Bundesliga auf. „Ein Betriebsunfall“, sei dieser Aufstieg gewesen, sagt Reiner Calmund, damals Geschäftsstellenleiter und Scout in Personalunion bei Bayer 04. „Damals waren wir als Klub eher zwischen zweiter und dritter Liga angesiedelt. Niemand hätte geahnt, dass wir danach 44 Jahre in Folge erstklassig bleiben.“ Kurz darauf schaffen auch die Uerdinger den Aufstieg. Die Voraussetzungen, sich langfristig im Oberhaus zu etablieren, scheinen für die Krefelder fast besser. Bayer 05 hat bereits in der Spielzeit 1975/76 für ein Jahr Erstligaluft geschnuppert. Zudem verfügt der Verein mit dem Gelände am Löschenhofweg deutschlandweit über eines der modernsten Sport- und Trainingszentren.

Betriebsunfall: Leverkusen-Trainer Willibert Kremer (2.v l.) traut 1979 dem Erstliga-Braten noch nicht ganz.

Betriebsunfall: Leverkusen-Trainer Willibert Kremer (2.v l.) traut 1979 dem Erstliga-Braten noch nicht ganz.

Foto: Laci Perenyi

Wie hoch die Zuwendungen der Bayer AG für die Bundesligisten damals sind, lässt sich wegen der verschlungenen Geldflüsse im Konzern nicht belegen. Unter Vorstand Günter W. Becker bewegen sich die Gelder anfangs wohl noch auf vergleichbarem Niveau. Während die Uerdinger 1981 jedoch wieder absteigen, sorgen die Leverkusener 1982 mit der Verpflichtung von Herbert Waas für Aufsehen. Eigentlich muss Bayer 04 für den 18-jährigen Amateur laut Statut nur rund 40 000 Mark an 1860 München überweisen, zahlt aber aus Entgegenkommen 1,2 Millionen an die Löwen, denen die Lizenz entzogen wurde. Erstmals wird deutlich, welche Möglichkeiten der Verein mit dem direkten Draht in den Konzern besitzt.

Die 60 Kilometer aus Leverkusen zur Grotenburg werden im Laufe der Jahre zunehmend zur Weltreise. Nach der Rückkehr der Uerdinger in die Bundesliga 1983 bewegen sich die Kontrahenten jedoch zunächst dauerhaft auf Augenhöhe. Unter Coach Kalli Feldkamp erlebt Bayer 05 eine Hochzeit. Im Pokalfinale 1985 besiegt Uerdingen die Bayern sensationell mit 2:1. Als der Klub in der Saison 1985/86 ins Halbfinale des Pokalsiegercups durchmarschiert, geht am Stammsitz vielen die Muffe. Zumal Bayer 05 sich mit dem 7:3-Sieg gegen Dynamo Dresden im Viertelfinale, dem ‚Wunder von der Grotenburg“, in die Geschichtsbücher einschreibt. „Nach dem Pokalsieg hofften die Uerdinger, uns den Rang abzulaufen“, lächelt Rüdiger Vollborn, „aber das war nur eine kurze Phase.“

„Wir waren die Namenlosen, sie der Bruder, dem wir zeigen wollten: Wir schaffen es auch ohne großes Geld!“

Friedhelm Funkel

Die Fronten zwischen den beiden Werksklubs sind entsprechend verhärtet. Eine Durchlässigkeit von Profis, wie heute im RB-Universum gang und gäbe, gibt es in den Achtzigern so gut wie nicht. Mit Christian Sackewitz, Peter Szech, Marek Lesniak und Bernd Dreher wechseln gerade mal vier Profis von Leverkusen nach Uerdingen. In entgegengesetzte Richtung gibt es keinen nennenswerten Transfer. Entsprechend kämpferisch werden die Derbys geführt. „Wir waren die Namenlosen„ sagt Friedhelm Funkel, „sie waren nicht der Klassenfeind, aber doch der Bruder, dem wir zeigen wollten: Wir schaffen es auch ohne großes Geld!“

Uerdinger Klublegenden: Freidhelm Funkel (Mitte) und seine Mitstreiter.

Uerdinger Klublegenden: Freidhelm Funkel (Mitte) und seine Mitstreiter.

Foto: sportfotodienst

Mit populären Zukäufen wie Wolfgang Rolff, Tita, Bum-Kun Cha oder Ralf Falkenmayer aber holen die Leverkusener 1988 den UEFA-Cup. Ein Ereignis, das auch in der Konzernleitung die Sinne schärft, wie weitreichend ein Imagegewinn durch Fußball für den Chemieund Pharmakonzern sein kann. Der gelernte Betriebswirt Reiner Calmund, der 1976 bei Bayer für ein Monatssalär von 2500 Mark auf der Geschäftsstelle anheuerte, verfügt als Manager inzwischen über exorbitante Mittel. In den Tagen des Mauerfalls verpflichtet Calmund für je 3,6 Millionen Mark Ablöse die DDR-Stars Andreas Thom und Ulf Kirsten. Derweil ist Bayer Uerdingen kaum noch imstande, Leistungsträger zu halten. Den Dänen Brian Laudrup müssen die Krefelder 1990 nach nur einer Saison nach München ziehen lassen. Nach der Wiedervereinigung wird immer deutlicher, dass sich das Augenmerk der Bayer-Bosse, was Fußball anbetrifft, auf den Stammsitz konzentriert. Während Bayer 04 nun stetig um internationale Platzierungen mitspielt, verkommt Bayer 05 zur Fahrstuhlmannschaft und steigt nach 1991 und '93 endgültig 1996 aus dem Oberhaus ab. Als Jürgen von Einem unter dem wütenden Protest der Krefelder verkündet, dass der Konzern sich als Geldgeber zurückzieht, kommt es zu einem finalen Abschlag: Als Zeichen der Verbundenheit überweist Bayer Gerüchten zufolge sieben Millionen Mark nach Uerdingen, worauf im Gegenzug das 20-jährige Talent Markus Feldhoff aus Krefeld nach Leverkusen wechselt.

So wird der 3:0-Sieg am 31. Spieltag der Saison 1995/96 zum dramatischen Schlussakt in dem ungleichen Verhältnis. Ein letztes Mal gelingt es Friedhelm Funkel, den Bayer-Granden den Schweiß auf die Stirn zu treiben. „Meine Halsschlagader pulsierte so heftig, dass ich einen Herzkasper fürchtete“, erinnert sich Reiner Calmund. Das Schwergewicht revanchiert sich für die unkommoden Stunden, indem er nach Saisonende die Uerdinger Leistungsträger Jan Heintze und Erik Meijer für insgesamt eine Million Mark nach Leverkusen lotst. Bei Bayer 04 werden die beiden zu zentralen Stützen. Sie helfen mit, dass der Klub nun regelmäßig um die Meisterschaft mitspielt. Der KFC Uerdingen verschwindet indes in den Untiefen der Amateurligen. Echte Bruderliebe hat es nie gegeben.

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toni361

Danke fürs posten.

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Crefelder

Danke. Sehr gut geschriebener Artikel.

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Johannes

Toller Artikel! Ich habe das alles als 1991er nicht miterlebt, aber allein um die ganze Genugtuung der "Alten" zu spüren und mitzuerleben, würde ich mir wünschen, dass es irgendwann nochmal zu einem Pflichtspiel zwischen Leverkusen & uns kommt und wir die weghauen.

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Ja, so war’s! Gegen Leverkusen haben wir oft sehr gut ausgesehen und mit kleinen Mitteln weit mehr Nimbus aufgebaut. Für mich bleibt es auch immer so.

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Ich hasse diese Leverkusener sportlich bis heute. Die hatten stets die Hosen voll, wenn sie gg. uns antreten mussten. Jeder Sieg gegen sie war für mich fast die halbe Miete für mein Saisongemüt. Diese im Artikel beschriebenen, teils wirklich schmutzigen Hintergründe hatte ich immer vermutet. Und wenn man bilanzierend noch die schäbige, blockierende Haltung der Stadt Krefeld uns gegenüber miteinbezieht, muten unsere Erfolge direkt wie Wunder an. Wir waren und sind im Vergleich zu Leverkusen unterm Strich der wahre Traditionsverein!!!

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Antwort auf JP57

Artikel in 11Freunde über die "ungleichen Brüder" heute:

Bayer Uerdingen und Bayer Leverkusen

Ungleiche Brüder

Vor 120 Jahren wurde der FC Uerdingen gegründet. Lange konkurrierte der Klub als Bayer 05 Uerdingen mit Bayer 04 Leverkusen um die Gunst des Mutterkonzerns. Am Ende zogen die Krefelder den Kürzeren.

Von Tim Jürgens

17.11.2025, 13.35 Uhr • aus 11FREUNDE SPEZIAL 2/2023



Bis zum Schluss ist von Bruderliebe nichts zu spüren. Als Bayer 04 Leverkusen am 30. April 1996 zum letzten Mal zu einem Bundesligaspiel in der Grotenburg-Kampfbahn aufläuft, trifft die Elf aus dem Mutterwerk auf einen kampfbereiten Gegner und 8100 feindselig gesinnte Fans. Der KFC Uerdingen, wie sich der Krefelder Klub seit dem Rückzug der Bayer AG als Namens- und Geldgeber im Jahr zuvor neuerdings nennt, hat nach 30 Spieltagen nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt. Das Team von Friedhelm Funkel, mit einem Etat von 9,5 Millionen Mark das mit Abstand finanzschwächste der Liga, liegt als Tabellenletzter elf Punkte hinterm rettenden Ufer. Wie sich die Uerdinger auch mühen; ohne die Konzernzuschüsse, die dem Klub über zwei Dekaden insgesamt 14 Erstligajahre beschert haben, ist der Abstieg unausweichlich geworden. Dem Verein steht in den kommenden Jahren eine Odyssee bis hinunter in die sechste Liga bevor.

Bevor es so weit ist, reist ein letztes Mal der große Bruder aus Leverkusen an. Die Aufstellungen zeigen eindrucksvoll, wie groß der Klassenunterschied zwischen Bayer 04 und Bayer 05 inzwischen ist: Während die Elf vom Stammsitz mit Nationalspielern wie Carsten Ramelow, Ulf Kirsten, Rudi Völler oder Christian Wörns gespickt ist, heißen die Uerdinger Stars Erik Meiler, Marek Lesniak und Heiko Laessig. Leverkusen erlaubt es sich sogar, den großen Bernd Schuster nach Konflikten mit Trainer Erich Ribbeck zu suspendieren. Doch auch „Sir Erich“ hat sich zwei Tage vor dem Auswärtsspiel in Krefeld seine Papiere abgeholt. Acht Jahre, nachdem er mit dem Werksklub den UEFA-Cup gewonnen hat, wirkt der stilbewusste Coach inzwischen wie aus der Zeit gefallen. Sein Co-Trainer Peter Hermann betreut nun interimsmäßig die schlingernde Bayer-Elf, die in der Grotenburg kläglich mit 0:3 unterliegt und vom einstigen Konzernrivalen tief in den Abstiegsstrudel hineingezogen wird.

Ein einmaliger Vorgang in der Ligageschichte

Es ist die Rache für einen bis dato einmaligen Vorgang in der Ligageschichte. 42 Jahre, nachdem die Krefelder mit der Uerdinger Bayer-Werksportgruppe fusioniert sind, hat sich der Konzern im Sommer 1995 aus dem Sponsoring am niederrheinischen Standort zurückgezogen. Mehrfach fangen die Kameras während der Partie auf der Tribüne zwei Männer ein, denen die Panik ins Gesicht geschrieben ist. Neben Manager Reiner Calmund sitzt dort der Bayer-Sportbeauftragte Jürgen von Einem, der seit 1992 die Neuordnung des Sponsorings vorantreibt. Von Einem ist ein kühler Macher, dem jegliche Sentimentalität fernliegt. Unter seiner Ägide werden nach und nach diversen Sportabteilungen, die unterm Bayer-Kreuz firmieren — vom Boxen übers Tennis bis zum Basketball —, Budgets gekürzt oder gar gestrichen. „Die Gelder des Konzerns stellen eine Werbe-Investition dar, zurück kommt ein Werbe-Effekt, der den ,Return on Investment' darstellt“, erklärt von Einem im eisigen Marketingsprech. Heißt: Was keine internationale Resonanz für die Marke verspricht, wird nicht mehr berücksichtigt. Unter dieser Prämisse senkt Bayer 1995 den Daumen über der Uerdinger Fußballabteilung, um fortan alle Gelder bei Bayer 04 am Hauptstandort zu konzentrieren. Damit den Verpflichtungen von Stars wie Völler, Kirsten oder Schuster nun bald auch Titel und Auftritte in der Champions League in Serie folgen. Und Bayer global nicht mehr nur mit Aspirin assoziiert wird, sondern mit attraktivem Fußball.

Leverkusener Klublegenden: Reiner Calmund und Jürgen Gelsdorf.

Leverkusener Klublegenden: Reiner Calmund und Jürgen Gelsdorf.

Foto: Horstmüller

Von diesen hohen Erwartungen sind die Leverkusener in dieser Aprilnacht 1996 jedoch meilenweit entfernt. Friedhelm Funkel ist noch immer bitter enttäuscht über Von Einems rigide Maßnahmen. Der Trainer hat 1973 im Krefelder Bayer-Werk seine Lehre als Großhandelskaufmann begonnen. Er hat fast seine komplette Profizeit bei Bayer 05 verbracht, ist Rekordspieler und -torschütze der Uerdinger. Und performt auch als Coach deutlich über den Möglichkeiten, die ihm der beschränkte finanzielle Rahmen lässt. Den gestopften Profis vom Mutterkonzern in der Krise eine Handbreit entgegenzukommen, käme Funkel niemals in den Sinn.

Schon zu seiner aktiven Zeit war es Usus, dass vor Partien gegen Leverkusen die Siegprämien verdoppelt wurden. Seiner abstiegsbedrohten Elf muss er nicht erklären, dass es an diesem Tag um weit mehr als um Geld geht. Leverkusen-Keeper Rüdiger Vollborn, der das Match von der Bank aus verfolgt, hat seit 1981 viele dieser Derbys erlebt. Dass die Duelle stets aggressiv geführt werden, ist für ihn nichts Neues. „In diesem Spiel aber war deutlich spürbar„, so Vollborn, „die wollen uns um jeden Preis mit runternehmen!“

Es ist das letzte Aufbaumen in einer Rivalität, in der die Krefelder über die Jahre immer mehr ins Hintertreffen geraten sind. Begonnen hat die gemeinsame Erstligazeit in unfriedlicher Koexistenz am 13. Mai 1979. Am 35. Spieltag der zweiten Liga Nord kommt es im Ulrich-Haberland-Stadion zum Showdown: Tabellenführer Leverkusen holt zu Hause gegen die zweitplatzierten Uerdinger einen 0:3-Rückstand auf und steigt vorzeitig in die Bundesliga auf. „Ein Betriebsunfall“, sei dieser Aufstieg gewesen, sagt Reiner Calmund, damals Geschäftsstellenleiter und Scout in Personalunion bei Bayer 04. „Damals waren wir als Klub eher zwischen zweiter und dritter Liga angesiedelt. Niemand hätte geahnt, dass wir danach 44 Jahre in Folge erstklassig bleiben.“ Kurz darauf schaffen auch die Uerdinger den Aufstieg. Die Voraussetzungen, sich langfristig im Oberhaus zu etablieren, scheinen für die Krefelder fast besser. Bayer 05 hat bereits in der Spielzeit 1975/76 für ein Jahr Erstligaluft geschnuppert. Zudem verfügt der Verein mit dem Gelände am Löschenhofweg deutschlandweit über eines der modernsten Sport- und Trainingszentren.

Betriebsunfall: Leverkusen-Trainer Willibert Kremer (2.v l.) traut 1979 dem Erstliga-Braten noch nicht ganz.

Betriebsunfall: Leverkusen-Trainer Willibert Kremer (2.v l.) traut 1979 dem Erstliga-Braten noch nicht ganz.

Foto: Laci Perenyi

Wie hoch die Zuwendungen der Bayer AG für die Bundesligisten damals sind, lässt sich wegen der verschlungenen Geldflüsse im Konzern nicht belegen. Unter Vorstand Günter W. Becker bewegen sich die Gelder anfangs wohl noch auf vergleichbarem Niveau. Während die Uerdinger 1981 jedoch wieder absteigen, sorgen die Leverkusener 1982 mit der Verpflichtung von Herbert Waas für Aufsehen. Eigentlich muss Bayer 04 für den 18-jährigen Amateur laut Statut nur rund 40 000 Mark an 1860 München überweisen, zahlt aber aus Entgegenkommen 1,2 Millionen an die Löwen, denen die Lizenz entzogen wurde. Erstmals wird deutlich, welche Möglichkeiten der Verein mit dem direkten Draht in den Konzern besitzt.

Die 60 Kilometer aus Leverkusen zur Grotenburg werden im Laufe der Jahre zunehmend zur Weltreise. Nach der Rückkehr der Uerdinger in die Bundesliga 1983 bewegen sich die Kontrahenten jedoch zunächst dauerhaft auf Augenhöhe. Unter Coach Kalli Feldkamp erlebt Bayer 05 eine Hochzeit. Im Pokalfinale 1985 besiegt Uerdingen die Bayern sensationell mit 2:1. Als der Klub in der Saison 1985/86 ins Halbfinale des Pokalsiegercups durchmarschiert, geht am Stammsitz vielen die Muffe. Zumal Bayer 05 sich mit dem 7:3-Sieg gegen Dynamo Dresden im Viertelfinale, dem ‚Wunder von der Grotenburg“, in die Geschichtsbücher einschreibt. „Nach dem Pokalsieg hofften die Uerdinger, uns den Rang abzulaufen“, lächelt Rüdiger Vollborn, „aber das war nur eine kurze Phase.“

„Wir waren die Namenlosen, sie der Bruder, dem wir zeigen wollten: Wir schaffen es auch ohne großes Geld!“

Friedhelm Funkel

Die Fronten zwischen den beiden Werksklubs sind entsprechend verhärtet. Eine Durchlässigkeit von Profis, wie heute im RB-Universum gang und gäbe, gibt es in den Achtzigern so gut wie nicht. Mit Christian Sackewitz, Peter Szech, Marek Lesniak und Bernd Dreher wechseln gerade mal vier Profis von Leverkusen nach Uerdingen. In entgegengesetzte Richtung gibt es keinen nennenswerten Transfer. Entsprechend kämpferisch werden die Derbys geführt. „Wir waren die Namenlosen„ sagt Friedhelm Funkel, „sie waren nicht der Klassenfeind, aber doch der Bruder, dem wir zeigen wollten: Wir schaffen es auch ohne großes Geld!“

Uerdinger Klublegenden: Freidhelm Funkel (Mitte) und seine Mitstreiter.

Uerdinger Klublegenden: Freidhelm Funkel (Mitte) und seine Mitstreiter.

Foto: sportfotodienst

Mit populären Zukäufen wie Wolfgang Rolff, Tita, Bum-Kun Cha oder Ralf Falkenmayer aber holen die Leverkusener 1988 den UEFA-Cup. Ein Ereignis, das auch in der Konzernleitung die Sinne schärft, wie weitreichend ein Imagegewinn durch Fußball für den Chemieund Pharmakonzern sein kann. Der gelernte Betriebswirt Reiner Calmund, der 1976 bei Bayer für ein Monatssalär von 2500 Mark auf der Geschäftsstelle anheuerte, verfügt als Manager inzwischen über exorbitante Mittel. In den Tagen des Mauerfalls verpflichtet Calmund für je 3,6 Millionen Mark Ablöse die DDR-Stars Andreas Thom und Ulf Kirsten. Derweil ist Bayer Uerdingen kaum noch imstande, Leistungsträger zu halten. Den Dänen Brian Laudrup müssen die Krefelder 1990 nach nur einer Saison nach München ziehen lassen. Nach der Wiedervereinigung wird immer deutlicher, dass sich das Augenmerk der Bayer-Bosse, was Fußball anbetrifft, auf den Stammsitz konzentriert. Während Bayer 04 nun stetig um internationale Platzierungen mitspielt, verkommt Bayer 05 zur Fahrstuhlmannschaft und steigt nach 1991 und '93 endgültig 1996 aus dem Oberhaus ab. Als Jürgen von Einem unter dem wütenden Protest der Krefelder verkündet, dass der Konzern sich als Geldgeber zurückzieht, kommt es zu einem finalen Abschlag: Als Zeichen der Verbundenheit überweist Bayer Gerüchten zufolge sieben Millionen Mark nach Uerdingen, worauf im Gegenzug das 20-jährige Talent Markus Feldhoff aus Krefeld nach Leverkusen wechselt.

So wird der 3:0-Sieg am 31. Spieltag der Saison 1995/96 zum dramatischen Schlussakt in dem ungleichen Verhältnis. Ein letztes Mal gelingt es Friedhelm Funkel, den Bayer-Granden den Schweiß auf die Stirn zu treiben. „Meine Halsschlagader pulsierte so heftig, dass ich einen Herzkasper fürchtete“, erinnert sich Reiner Calmund. Das Schwergewicht revanchiert sich für die unkommoden Stunden, indem er nach Saisonende die Uerdinger Leistungsträger Jan Heintze und Erik Meijer für insgesamt eine Million Mark nach Leverkusen lotst. Bei Bayer 04 werden die beiden zu zentralen Stützen. Sie helfen mit, dass der Klub nun regelmäßig um die Meisterschaft mitspielt. Der KFC Uerdingen verschwindet indes in den Untiefen der Amateurligen. Echte Bruderliebe hat es nie gegeben.

Klasse Bericht, danke fürs reinstellen!

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Abri

Karten für 120-Jahre-KFC-Party im Vorverkauf - KFC Uerdingen 05 https://share.google/tm2xgnvoryuhY5kWa

Im Eintrittspreis ist ein Freigetränk (Bier oder alkoholfrei) und zusätzlich Pommes Currywurst enthalten.

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171105

Das war für mich eine schöne Veranstaltung heute in der KuFa, habe mich um ca. 22.00 Uhr auf den Heimweg gemacht.

ein fettes Dankeschön an die Organisatoren sowie an die Ultras für das gelungene Feuerwerk !!!

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